Halbinsel Snaefellsnes


Sonntag, 26.05.2024

Ein erster zaghafter Blick unter dem Vorhang hindurch bescherte uns von der Sonne zusammengekniffene Augen. Sonne? War nicht vorhergesagt, aber wir nehmen sie gerne. Wir begaben uns also voller Vorfreude auf die erste Erkundungsfahrt um die Halbinsel Snaefellsnes. Wir fuhren aus Stykkishólmur hinunter zur 54 und folgten dieser Richtung Westen. Wenige Kilometer später durchquerten wir das etwa 4000 Jahre alte, moosbewachsene Lavafeld Berserkjahraun. Man kann es gut von der Straße aus sehen, aber noch besser ist es den beschilderten Abzweig über eine grobe Schotterpiste ins Lavafeld zu nehmen und etwa einen Kilometer hineinzufahren. Unglaubliche Lavagebilde und der Ausblick über das Feld hinunter zum Meer waren faszinierend schön.

Wir fuhren weiter und erreichten kurz vor Grundarfjördur, bei einer Talfahrt schon von weitem sichtbar, den Grundarfoss. Vom links der Straße liegenden Parkplatz muss man ein ganzes Stück über eine Wiese und dann am Bach entlang nach vorne laufen, will man ihn aus der Nähe betrachten. Der Weg lohnte sich wie wir finden, denn der Grundarfoss ist ein schmucker, ziemlich hoher Wasserfall. Kurz danach erreichten wir den Ort Grundarfjördur, der schön gelegen vor einer Kulisse aus Wasserfällen liegt.


Ein touristischer Hotspot ist der kurz nach Ortsausgang gelegene Kirkjufellsfoss. Der auf einer Landzunge liegende Berg Kirkjufell (463 m hoch) liegt fotogen hinter dem Wasserfall, ein Postkartenpanorama. Der Parkplatz ist Privatbesitz, so dass hier eine Gebühr von 400,- ISK fällig wird. Zahlbar über die App. Der Kirkjufell ist kein Vulkan, sondern wurde von zwei Gletschern gebildet. Vom Parkplatz liefen wir den kurzen Weg zum Wasserfall. Als erstes erreichten wir eine Brücke über dem Kopf des Falles. Schon hier ein beeindruckender Anblick. Auf der anderen Seite geht ein Weg nach unten, bis unter die zweite Stufe des Kirkjufellsfoss. Verschiedene Perspektiven, eine schöner als die andere. Mit der Einschränkung, dass die ohne Unterbruch sich selbst fotografierenden Asiaten, die dabei auch über die Absperrungen gehen um nah genug am perfekten Selfie zu sein, immer im Bild sind. Wirklich nervig und respektlos. Der Wasserfall mündet in einen kleinen See, den man zu Fuß umrunden kann. Das haben wir weggelassen.


Auf der Weiterfahrt über die 54 sahen wir schöne schwarze und braune Strände und neben der Straße immer wieder in Tal stürzende Wasserfälle. Von der 54 zweigt die Straße 574 ab, welche den 1446m hohen Snaefellsjökull umrundet. Gleich nach dem Abzweig fuhren wir über einen schmalen Damm an einem See entlang und sahen gleich danach und noch kurz vor dem Ort Ólafsvík links den schönen Wasserfall Bugsfoss. Er stürzt in zwei Stufen die schroffe Felswand hinab. Ein kurzer Stopp lohnt sich.

Der nächste Abzweig auf die F570 war gesperrt, so dass wir die 3 km zum sehenswerten Rjúkandi Wasserfall nicht fahren konnten, sehr schade. Im Sommer dürfte das gehen.

Ólafsvík ist der zweitgrößte Ort auf der Halbinsel und wird von einer steilen Bergwand umrahmt. Zwischen Ólafsvík und Rif sahen wir von der Straße aus schon den Svödufoss, wo der Fluss Hólmkelsá einen halbkreisförmigen Kessel aus Basaltsäulen stürzt. Eine Schotterpiste führt zu einem kleinen Parkplatz, von wo man den Fall in etwa 20 min. erreicht. Etwa auf halben Weg wurden Sitzbänke vor einer Mauer installiert. Von dort hat man bereits einen sehr guten Blick auf den Wasserfall. Wir entschieden uns dort stehenzubleiben und das Stativ für die Fotos aufzubauen.

Vom Parkplatz weitere etwa 800m weiter, ist der zweistufige Kerlingarfoss. Diesen haben wir ausgelassen.

Zwischen dem kleinen Ort Rif und Hellisandur geht links eine kleine Straße zur Ingjaldshóllskirkja. Man sieht sie schon von weitem oben auf einem Hügel stehen. Sie ist die älteste Betonkirche der Welt, steht wirklich malerisch da und ist einen kurzen Fotostopp auf jeden Fall wert.


Ein Stück weiter weisen die typisch roten Schilder für Sehenswürdigkeiten auf Írskabrunnur und Gufuskálavör hin. Die Stichstraße verzweigt links zu Ersterem Brunnen. Es führt eine Treppe aus abgewetzten Steinen unter einer „Brücke“ aus Walknochen hindurch in ein feuchtes Erdloch, welches wohl aus dem 10. Jahrhundert stammt und als Brunnen diente. Zurück beim Abzweig fuhren wir kurz bis zu einem Parkplatz. Von hier hätten wir ein wenig laufen müssen zu Überresten eines Fischerdorfes in einem Lavafeld. Aus Zeitgründen verzichteten wir.

Wieder nur ein kurzes Stück weiter bogen wir rechts in die Stichstraße zur Skardsvik Bucht ab. Über die teilweise recht grobe Schotterpiste durch ein Lavafeld fuhren wir zunächst am Strand vorbei und bis zu einer T-Kreuzung. Dort geht es links bzw. rechts zu zwei Leuchttürmen, einem kleinen älteren und einem hohen neueren. Beide sind orange. Wir fuhren erst nach Süden (links) zum neueren Leuchtturm von Svörtuloft. Vom Parkplatz führt ein Weg über Holzplanken die wenigen Meter zum imposanten Turm und daran vorbei zur Steilküste. Diese ist einfach nur atemberaubend schön und die Steilwände sind voller nistender unterschiedlicher Vogelarten. Bei bestem Wetter für uns einer der schönsten Orte Islands. Es dauerte länger bis wir uns wieder lösen konnten. Anschließend fuhren wir zum nördlich gelegenen älteren Leuchtturm von Önverdanes. Er ist sehr klein und bewacht hier auch keine Steilküste. Auf schönen Wegen über weiches Gras gelangt man nach vorne zum Meer. Von hier hat man tolle Ausblicke auf die weiter nördlich liegenden weiteren Steilküsten und die Berge. Der Snaefellsjökull Gletscher war nur andeutungsweise zu sehen bzw. zu erahnen. Der Berg war gut zu sehen und wir hatten wie fast immer eine perfekte Fernsicht. Nur die Gletscherkappe wollte sich unter einer Wolkendecke nicht so richtig zeigen. Aber das konnten wir angesichts der heutigen Erlebnisse gut verkraften.

Zurück beim T-Abzweig nahmen wir wieder die Route Richtung Straße zurück und hielten beim kleinen Parkplatz an der Skardsvik Bucht. Zwischen den Lavaklippen hat sich hier ein wunderschöner Sandstrand mit gelblichem Sand gebildet. Auch dies ein wunderschöner Ort. Von hier beendeten wir die heutige Tour und fuhren zurück in unsere Unterkunft nach Stykkishólmur, wo wir auf einen umwerfend schönen Tag anstießen.


Montag, 27.05.2024

Irgendwann musste uns das Wetterglück ja mal verlassen. Der Blick aus dem Fenster zeigte sich grau in grau und auch Regen war vorhergesagt. Gestern wurde es in Richtung Westen schöner, so dass wir auch heute die Hoffnung nicht aufgeben wollten. So fuhren wir los und legten erst einmal die Strecke zurück, bis zu der wir gestern gefahren waren, dem Abzweig zur Skardsvik Bucht.

Leider hatte das Wetter sich nicht verändert. So kamen wir nur etwa 5 km weiter rechts zum Abzweig zum Saxhóll Krater. Wie üblich werden die leicht erreichbaren Ziele auch von den großen und mittleren Tourbussen angefahren. So war der Parkplatz hier schon ganz gut gefüllt. Der Krater ist 112 m hoch und es führt eine Treppe aus Eisen zunächst leicht, spätere steiler ansteigend am Kraterrand entlang nach oben. Die Stufenhöhe ist sehr niedrig, so dass wir moderat nach oben kamen. Oben hatten wir tolle Rundumausblicke, so auch auf den in etwa 700 m Entfernung stehenden 125 m hohen Vulkan Stóri-Saxhóll. Sehr schön, trotz der weiterhin anhaltenden Bewölkung. Wir hatten noch Glück, da mit uns nur relativ wenige Besucher oben waren. Als wir nach unten gingen kamen uns eine ganze Horde Touristen entgegen, die gerade aus einem großen Bus ausgestiegen waren.

Wieder nur kurze Zeit später folgte der nächste Abzweig rechts zum Krater Hólahólar. Die kurze Zufahrtstraße endet im Krater, der zu einer Seite offenen Caldera. So gleicht er einem Amphitheater. Besonders beeindruckend ist er nicht, also fuhren wir bald weiter.


Dieses Mal fuhren wir ein wenig länger bis zum nächsten Highlight, dem Djúpalónsandur. Die Stichstraße endet an einem Parkplatz, von dem es nur wenige Meter bis zum Abstieg in einen Felsencanyon aus Lava sind. An der rechten Wand ist ein Loch im Felsen und somit ein vor allem bei den Asiaten extrem beliebter Selfiespot. Und natürlich ist das Foto nicht schön genug, wenn man einfach nur am Boden stehen bleibt. Nein, man muss für das perfekte Bild definitiv auf Felsen klettern, von denen man ohne fremde Hilfe nicht mehr hinunterkommt. So konnten wir es jedenfalls beobachten und wieder mal nur den Kopf schütteln. Am Ende des kleinen Canyons kamen wir zu einem Strand aus schwarzem Lavasand und glatt geschliffenen Steinen. Rechter Hand ist ein kleiner Lagunensee, der bei Sonnenschein smaragdgrün schimmern soll. Das blieb uns leider verwehrt. Am ganzen Strand liegen verrostete Metallstücke des 1948 in einem Sturm gestrandeten Trawlers „Epine“. Über den sanften Strandhügel hinweg kamen wir zum Meer. Der Strand ist von hohen Lavafelsen eingefasst. Und wunderschön. Links sind ein paar freistehende Felsen im Wasser, die Tröllakirkja genannt werden. Ein definitiver Must Do Stopp.

An der Südspitze der Halbinsel führt eine Stichstraße zum raketenförmigen Leuchtturm Malarrifsviti. Der sehenswerte Turm steht inmitten eines pechschwarzen Lavafeldes, welches zum Meer hin eine kleine Steilküste bildet. Ein genialer Ort. Linker Hand sieht man in der Ferne schon die Felsen von Lóndrangar. Die besuchten wir ein kleines Stück weiter von der anderen Seite. Vom Parkplatz geht ein Fußweg nach vorne zu einem Aussichtspunkt. Die beiden Felsnadeln sind die Überreste eines erodierten Kraters und bilden ein tolles Fotomotiv. Es gibt auch einen Wanderweg hinunter zum Meer und bis zum Leuchtturm Malarrifsviti. Den sind wir nicht gegangen.


Unsere Umrundung beendeten wir im Ort Anarstapi, ein absolutes Muss. Leider regnete es sich ein wenig ein. Also holten wir unsere Ponchos aus dem Kofferraum und los ging es. Wir fuhren bis ganz nach unten zum Parkplatz am kleinen Fischerhafen. Von dort waren wir recht schnell über den schön angelegten Weg an der Küste und den Steilfelsen. Weiter oben ist der viel größere Parkplatz, von dem wir aber noch ein gutes Stück über Wiesen hätten gehen müssen. Kaum sahen wir die Steilküste waren wir restlos begeistert. Unmengen an Vögeln kreisten um die Felsen. Viele bevölkerten die angrenzende Lagune und vollzogen dort ihr Baderitual. Manche flogen mit den Schnäbeln voller Gras oder Nahrung zurück zu ihren Nestern. Ein großer Torbogen aus Lava wurde Richtung Meer ausgeschwemmt und war beliebtes Fotomotiv von Besuchern die sich obendrauf wagten. Und am Ende des Weges war der Gattklettur, ein prächtiges Brandungstor mit gleich zwei Löchern. Der Regen konnte uns nicht davon abhalten uns an dieser tollen Natur zu begeistern. Zurück beim Auto fuhren wir wieder nach Stykkishólmur zurück in unsere Unterkunft. Die Vinbúdin verpassten wir um 10 Minuten, so dass wir im Bónus Supermarkt Nachschub an Light Bier kaufen mussten.