Reisebericht Parks Highway - Turnagain Arm


Immer noch hatten wir strahlenden Sonnenschein und das sollte auch noch den ganzen Tag anhalten. Ein schmaler, aber sehr langgezogener Wolkenteppich fiel uns auf. Im Grunde folgte die Straße diesem eine ganze Weile und als wir um eine Kurve bogen sahen wir auch dessen Ziel. Es war wieder der Denali, der die Wolken offenbar anzog wie ein Magnet. Dies hatten wir schon einmal beim Vulkan Mount Taranaki im Süden der Nordinsel Neuseelands erlebt. Da die Wolken den Denali aber noch nicht erreicht hatten, konnten wir ihn immer wieder, insbesondere von den Viewpoints Denali North und Denali South, betrachten. Dieser Streckenabschnitt bis kurz vor Anchorage ist vor allem bei diesem Wetter einfach nur traumhaft.


Anchorage selbst ließen wir wie Fairbanks außen vor. Einzig zum Einkaufen hielten wir an einem Safeway. Tipp: Besorgt euch gleich beim ersten Safeway eine Kundenkarte (gibt es direkt an der Kasse oder am Infoschalter). Das bringt riesige Rabatte bei jedem Einkauf. Ansonsten aber hielten wir es mit den Alaskanern, die sagen: „Das Schöne an Anchorage ist, dass Alaska nur eine halbe Autostunde entfernt ist.“

Vielleicht war es nicht einmal eine halbe Autostunde später als wir den Turnagain Arm erreichten und mit etlichen Zwischenstopps entlangfuhren. Am Ende des Cook Inlet, der die Kenai Halbinsel vom Festland trennt bilden sich zwei Arme, der Knik Arm und eben der Turnagain Arm. Der Name entstand, als Capt. Cook auf der Suche nach einer Nordwestpassage bereits im Knik Arm feststellen musste, dass dieser nur in einem Zufluss mündet. So ruhten die Hoffnungen auf dem zweiten Fjord. Doch als Cook feststellen musste, dass es auch hier kein Durchkommen gab, war der Name schnell vergeben. Der Turnagain Arm gehört zu einer von nur etwa 60 Buchten weltweit, in der sich eine Gezeitenwelle bildet. Im Turnagain Arm kann der Tidenhub bis zu 10 m betragen. Wir fuhren weiter bis zum Bird Point, wo man ein paar Meter über einen geteerten Weg zu einigen Aussichtplattformen gelangt. Dort hat man einen schönen Blick über die Bucht. Anschließend fuhren wir wenige Kilometer zurück zum Bird Creek Campground, der toll gelegen etwas erhöht über dem Turnagain Arm liegt. Wir suchten uns einen schönen Platz und holten am Eingang Feuerholz. Im Gegensatz zum Yukon lag in Alaska das Feuerholz leider nicht schon am Platz bereit. Meist fand man es in kleinen, offenen und überdachten Verschlägen. Auf dem Rückweg sprachen wir ein paar andere Camper an, ob sie wüssten ob und wann heute Abend eine Gezeitenwelle auflaufen würde. Eine weitere Camperin kam dazu die mitgehört hatte und alle wetteiferten darum uns die entsprechende Uhrzeit im Internet rauszusuchen. Letztlich kamen beide zum selben Ergebnis: ca. 21:38 -21:45 Uhr. Perfekt dachten wir, bis dahin sind wir bequem mit dem Essen fertig und können dann zur Bucht hinunter. Als wir unser Feierabendbier getrunken hatten, fingen wir wie üblich an unser Feuer zu machen und grillten Steaks und Würstchen mit diesmal extra vielen Giant-Garlic. Kurz nach halb zehn waren wir dann unten an der Bucht, die wir vom Campingplatz über einen extrem steilen Abhang und über die am Ufer verlaufenden Bahngleise hinweg erreichten. Wir machten es uns auf den großen Steinen bequem und sahen, dass tatsächlich außer ein paar kleinen Resttümpeln so gut wie kein Wasser im Turnagain Arm war. Also musste doch die Gezeitenwelle bald kommen. Wir warteten. Und warteten…und warteten. Nichts!! Es wurde bereits 22:30 Uhr und man hat dann ja noch die Hoffnung, dass die Leute sich vielleicht um eine Stunde verrechnet hatten. Zwischendurch war auch schon ein Zug durchgefahren. Wir beschlossen nicht mehr länger hier unten zu warten und kletterten mühsam den steilen Hang hinauf. Oben folgten wir einem Fußgänger- und Radweg entlang, bis wir aus dem bewaldeten Gebiet herauskamen und auch von oben einen Blick auf die Bucht hatten. Es passierte immer noch nichts. Dann verging uns dann doch die Lust am Warten. Anstelle gemütlich vor unserem Feuer sitzend den Abend zu verbringen, hatten wir die Zeit mit Warten auf eine Welle vertan. Aber schade, auf der Gezeitenwelle sollen Belugawale in großer Zahl mitschwimmen, um sich die Fische offenbar direkt ins Maul fliegen zu lassen. Das hätten wir schon gerne gesehen. Naja, trotzdem war es ein schöner Warteplatz. 


Donnerstag, 01.06.2017

 

Ein Blick aus dem „Schlafzimmerfenster“ unseres Campers zauberte uns ein Lächeln aufs Gesicht. Die Sonne schien unvermindert von einem nahezu wolkenlosen Himmel. Wir fuhren also gleich los und weiter am Turnagain Arm entlang. Viel Wasser war hier Richtung Ende der Bucht immer noch nicht drin. Oder wieder nicht? Wir wussten es nicht. Jedenfalls war es genug Wasser, um die gegenüberliegende Bergkette wunderbar zu spiegeln. An fast jeder Haltebucht hielten wir an und erfreuten uns an den fantastischen Anblicken. Fast am Ende der Bucht, dort wo die Straße einen deutlichen Knick von Ostrichtung nach Südosten machte, bogen wir auf den Alyeska Highway ab, der zu einem kleinen Skigebiet führt. Dort biegt kurz vor Erreichen des Alyeska Resorts eine kleine Straße nach links ab, die Crow Creek Road. Dieser folgt man einige Kilometer und kommt an deren Ende zur Crow Creek Mine. Die alte Mine ist im Stile eines Freiluftmuseums liebevoll hergerichtet worden und liegt an einer Alm direkt am Crow Creek. Es ist allerdings zur Besichtigung ein Eintritt von 10,- USD pro Nase fällig.

Zurück auf der Hauptstraße fuhren wir nur ein kleines Stück weiter, wo am hintersten Ende des Turnagain Arm beim Ort Portage die Portage Glacier Road nach links abzweigt. Allein diese Zufahrtstraße zum Portage Lake und dem dortigen Begich Boggs Visitor Center war die zusätzliche Zeit mehr als Wert. Ein Tal entlang, mit Blicken auf schneebedeckte Berge und einige Gletscher war die Fahrt „postkartenreif“. Am Portage Lake angekommen parkten wir unseren Camper und liefen die wenigen Meter hinunter zum See. Die gesamten umliegenden Berge spiegelten sich wunderbar in ihm. Ein herrlicher Anblick. Direkt vor dem Visitor Center trieben einige vom Winter übriggebliebene Eisschollen im Wasser. Sie boten durch ihre Spiegelungen tolle Fotomotive. Wir saßen einige Zeit in der Sonne und genossen einfach nur die Ruhe. Fährt man vom Parkplatz noch ein kleines Stück weiter den See entlang, kommt man an die Bootsanlegestelle. Man kann hier Bootsausflüge zum Portage Glacier machen. Doch als wir feststellten, dass das Boot nur einige Minuten nach unserem Eintreffen ausgelaufen war, hatten wir schnell entschieden nicht so lange auf die nächste Fahrt warten zu wollen. Vielleicht haben wir, vor allem angesichts des unglaublichen Wetters doch was verpasst? Wir wissen es nicht. So lösten wir uns irgendwann doch vom Postkartenpanorama und fuhren die selbe wunderschöne Strecke wieder zurück bis zum Seward Highway.