Freitag, 26.05.2017
Um 08:00 Uhr hatten wir den Wecker gestellt, um kurz bei unserem Camper Vermieter „CanaDream“ anzurufen. Wir wurden zwar sehr nett auf Deutsch begrüßt, jedoch auch mit der schlechten Nachricht, dass wir unseren Camper erst um 15:00 Uhr würden entgegennehmen können. Er sei erst heute wieder abgegeben worden und musste noch entsprechend gescheckt und gereinigt werden. Das war erstmal enttäuschend, da die Übernahme laut Buchung ab 13:00 Uhr möglich sein sollte. Wir hatten sogar gehofft etwas früher dranzukommen. Aber später auf keinen Fall. Den sündhaft teuren und in keiner Relation stehenden Aufpreis für eine frühere Übernahme hatte wir schon bei der Buchung zu Hause ausgeschlossen. Na gut, es blieb uns wohl nichts Anderes übrig. An der Hotelrezeption kam man uns zumindest insoweit entgegen, dass wir erst bis 12:00 Uhr auschecken mussten. So stellten wir den Wecker um 11:00 Uhr und schliefen noch weiter. Es war schließlich eine kurze Nacht.
Um Punkt 12:00 Uhr checkten wir aus und deponierten unser Gepäck in einem Abstellraum des Hotels. Gleich nebenan, nur durch eine Tür getrennt, lag der Gold-Pan-Saloon, in den wir sogleich nach der Entscheidung keinen Spaziergang durch die Stadt zu machen einkehrten. Es gibt dort das übliche amerikanisch/kanadische Essen. Wir bestellten Burger und dazu ein lokales Bierchen. Es schmeckte köstlich und die Zeit verflog im Nu. Plötzlich klingelte unser Handy und „CanaDream“ teilte bereits um 14:00 Uhr mit, dass ihr Fahrer unterwegs sei, um uns abzuholen. Immerhin, eine Stunde eher, das war doch ganz o.k. Der nette Fahrer kam auch schon kurz danach und wir packten alles in den Kleinbus. Gleich neben dem Flughafen, also wieder nur etwa eine Viertelstunde Fahrt entfernt, liegt die Station des Camper Vermieters. Wir wurden komplett in Deutsch nett empfangen. Ein deutsches Ehepaar führt die Station und beschäftigt neben einer Schweizerin auch eine deutsche „Work-and-Travel-Studentin“, die sich dort für einige Zeit etwas zur geplanten Reise hinzuverdiente. Bald waren die Papiere erledigt und zusätzliche Versicherungen abgelehnt. Wir verstehen immer noch nicht, warum man den unbedarften Touristen neben einem All-Inclusive-Paket immer noch mehr Schnickschnack andrehen will. So sollten wir z.B. eine Selbstbeteiligung von 100,- CAD bei einem Steinschlagschaden für unsere Reise von 3,5 Wochen für schlappe über 60,- CAD absichern. Geht’s noch? Die knapp 40,- CAD haben wir „mal eben“ riskiert.
Anschließend stand der weitaus längere Teil der Fahrzeugübernahme, die Einweisung, statt. Durchgeführt von der „Work-and-Travel“ Dame wurde es dann ein längeres Unterfangen, da diese immer wieder beteuerte, dass einfach jedes Model anders sei. Gut, dass die Chefin danebenstand und die Fehl- oder Falschauskünfte korrigierte. Trotzdem verlief alles sehr nett und reibungslos und am Ende wussten wir nahezu alles über unser zu Hause für die nächsten 22 Nächte. Wir hatten uns sofort in unseren „SVC“, „SuperVanCamper“ verliebt, denn er war bisher der luxuriöseste, den wir auf unseren Camper Reisen hatten, ohne dabei völlig überdimensioniert zu sein. Mit einem „Slide Out“ versehen hatten wir jede Menge Platz im Innern. Aber dazu seht ihr im Abschnitt „Camper“ unseres Reiseberichts mehr.
Anschließend holten wir unser Gepäck und packten es aus. Im SVC stehen dazu mehrere Schränke, Fächer und Ablagen zur Verfügung, so dass alles seinen Platz fand. Als sehr guten, wenn auch aus unserer Sicht selbstverständlichen, Service sahen wir an, die leeren Koffer beim Verleiher deponieren zu können. Wir hatten auch schon erlebt, dass dafür Gebühren erhoben wurden. Darüber hatten wir uns vorab informiert, denn ansonsten wären wir mit unseren Seesäcken gereist, die sich auch schon mehrfach bewährt hatte. Die Koffer jedenfalls hätten im Camper keinen Platz gefunden.
Wir fuhren endlich los und steuerten, wie eigentlich alle nach Übernahme des Campers, den großen Superstore und den dahinterliegenden Liquor Store an. Der erste Großeinkauf sollte hier in Whitehorse erledigt werden, da die Preise im Vergleich zu den kleineren Ortschaften unterwegs deutlich günstiger waren und natürlich auch das Angebot breiter. Erstmals haben wir den positiven Effekt unserer Reise in der Vorsaison erlebt. Während wir vielfach Berichte lasen, wonach der Supermarkt am späteren Nachmittag wie leergeräumt wirkte, war bei uns noch jedes Regal bis zum Anschlag voll und wir fanden alles was wir als Grundnahrungsmittel benötigten und natürlich auch Fleisch und Würstchen für die ersten Tage. Im Liquor-Store, auch in Canada wird Alkohol nur in diesen speziellen Geschäften verkauft, deckten wir uns mit ordentlich Bier ein. Das durfte nach einem tollen Tag bei der Ankunft an einem Campingplatz schließlich nie fehlen.
Als alles verstaut war konnten wir endlich starten und wieder mal „On the Road“ sein. Wir fuhren auf dem Alaska Highway Richtung Nordwesten aus Whitehorse hinaus und schon bald waren wir in der Einsamkeit angelangt. Nur wenige Autos kamen uns auf dem Highway entgegen, noch weniger überholten uns. Lockeres Cruisen mit eingeschaltetem Tempomaten bei genau 90 km/h, der erlaubten Höchstgeschwindigkeit im Yukon, machte von Beginn an Spaß. Der Camper lag gut auf der Straße und es war kein größeres Problem ihn zu fahren.
Landschaftlich bietet die Strecke aus Whitehorse hinaus und entlang des Alaska Highway nicht allzu viel. Wir fuhren durch bewaldetes Gebiet, sahen ein paar kleine Seen und flache Hügelketten und steuerten den Pine Lake Campground kurz vor Haines Junction an. Der liegt sehr malerisch in einem kleinen Wald direkt am gleichnamigen See. Die Stellplätze sind großzügig und alle mit einer Feuerstelle ausgestattet. Feuerholz lag auch schon bereit. Zu dieser Zeit waren zwar die Plätze direkt am See schon belegt, doch in einer höheren Schleife fanden wir einen idyllischen Platz für uns. Wir füllten also den am Eingang mitgenommenen Zettel aus und hängten ihn an den Pfosten mit unserer Stellplatznummer. In den Umschlag legten wir die 12 CAD und warfen ihn wieder am Eingang in den vorgesehenen Kasten. Dieser wird regelmäßig von den Rangern geleert und kontrolliert. Ein praktisches System. Man muss nur schon in Whitehorse schauen, dass man immer die 12 CAD passen zur Verfügung hat. Also beim Einkauf in Whitehorse gleich Münzgeld wechseln lassen.
Samstag, 27.05.2017
Nachdem wir heute Morgen startklar waren fuhren wir noch für einen kleinen Abstecher hinunter zum Pine Lake, der am frühen Morgen spiegelglatt und ruhig dalag. Eine wunderschöne Stimmung. Zurück auf dem Alaska Highway waren wir schon kurze Zeit später in Haines Junction, wo wir im „Little Green Apple“, einem Mini-Supermarkt noch einige am Vortag vergessene Kleinigkeiten einkauften. An der großen Kreuzung bogen wir nach rechts in Richtung Fairbanks ab, geradeaus ginge es nach Haines, und folgten weiter dem Alaska Highway. Die Landschaft wurde jetzt, da wir uns dem Kluane Nationalpark näherten, immer schöner. Der Nationalpark wurde 1976 gegründet und ist der größte im Yukon und der viertgrößte in Kanada. Er beheimatet auch den höchsten Berg Kanadas, den Mount Logan mit 5959m, und das Kluane Icefield, dessen Gletscher 82% der Fläche bedecken. Im Nordosten grenzt der Kluane Lake an den Nationalpark und diesen erreichten wir nach Überquerung einer Kuppe. Ein wunderschöner Blick tat sich auf, zumal wir mit einem strahlend blauen Himmel erwartet wurden. Die Straße führte bergab in Richtung des Sees. Etwa auf halber Strecke bogen wir rechts in einen Schotterweg ab, der uns zur Silver City führte. Der Abzweig ist schlecht beschildert. Da er aber im Grunde der einzige ist, kann man ihn nicht verfehlen. Knappe vier Kilometer die gut zu befahrende Schotterpiste entlang gelangt man zur größten Ghost Town in Yukon. Die verfallenen Hütten und vor sich hin rostenden alten Maschinen der ehemaligen Goldgräberstation bieten tolle Fotomotive. Wir schlenderten ein wenig umher und fuhren anschließend zurück zum Highway und hinunter zum Kluane Lake. Diesen überquerten wir schon bald über eine langgezogene Brücke und fuhren danach über viele Kilometer am riesigen Seeufer entlang. Unzählige Fotostopps später machten wir Halt an einer Parkbucht und gönnten uns hier, auf unseren Campingstühlen in der Sonne sitzend, ein verspätetes Sandwich-Frühstück. Weiter am See entlang war dieser mehr und mehr zugefroren. Eisschollen trieben umher und wieder boten sich unzählige tolle Fotomotive, ehe wir am winzigen Dorf Destruction Bay mit seinen 55 Einwohnern vorbeikamen. Kurz danach passierten wir Burwash Landing und die direkt an der Straße aufgestellte angeblich größte Goldwäscherpfanne der Welt. Auch hier war der Fotostopp natürlich obligatorisch, auch wenn der Ort mit hier angeblich 73 Einwohnern ansonsten nicht viel zu bieten hatte. Also fuhren wir schon bald weiter. Der Alaska Highway lässt jetzt den Kluane Lake rechts liegen und führt weiter Richtung Nordwesten durch immer noch schöne Landschaften. Kurz vor Beaver Creek fuhren wir erneut auf einen staatlichen Campingplatz. Unser Stellplatz direkt am kleinen Bach war wieder wunderschön gelegen. Mit dem bereitliegenden Holz hatten wir schnell ein schönes Grillfeuer entfacht und genossen unser Feierabendbierchen und die leckeren Steaks. Zudem legten wir auch die gekauften „Giant Garlic“ auf den Grill. Diese kennen wir bei uns in Deutschland gar nicht. Die riesigen Knoblauchzehen schmecken gegrillt unheimlich gut, ideal zum Steak.
Sonntag, 28.05.2017
Nur wenige Kilometer weiter kamen wir nach Beaver Creek, einer kleinen Ortschaft direkt am Alaska Highway. Hier besuchten wir die kleine malerische Holzkirche, die man direkt nach dem Ortseingang auf der linken Seite nicht verfehlen kann. Im Visitor Center nutzten wir das WLAN, um mal wieder den Wetterbericht zu checken. Nach Beaver Creek führt der Alaska Highway noch eine Weile an der Grenze entlang, ehe man die kanadische Grenzstation erreicht. Außer Geschwindigkeit reduzieren hat man hier nichts zu tun. Danach führt die Strecke etliche Kilometer weitestgehend geradeaus, ehe man die geografische Grenze zwischen Kanada und den USA, bzw. Yukon und Alaska erreicht. Hier stehen große Tafeln und die Freundschaft der beiden Länder wird hervorgehoben. Die Grenze selbst ist durch eine in die Wälder geschlagene mehrere Meter breite Schneise deutlich sichtbar. Sie verläuft vom Nordpolarmeer bis fast zum Golf von Alaska kerzengerade. Auf der Grenzlinie wurde eine Sitzbank installiert, so dass man sich darauf sitzend mit der einen Pobacke in Alaska und mit der anderen im Yukon befindet.
Wenige Kilometer weiter befindet sich dann die amerikanische Grenzstation „Alcan Border“. Beim Hinfahren wurden wir gleich mal aus mehreren Ebenen fotografiert und dann von einer netten Grenzbeamtin befragt. Offiziell ist es nicht erlaubt frische Nahrungsmittel, wie Fleisch und vor allem Zitrusfrüchte und Gemüse mitzunehmen. Aber wer will sich schon sein gutes Fleisch wegnehmen lassen. Wir gaben zwei Avocados an und sollten dann, da es unsere erste Einreise war, parken und ins Gebäude kommen. Dort wurden wir um die beiden Avocados erleichtert und mussten die 12 Dollar „Eintrittsgebühr“ bezahlen. Den ESTA-Bogen braucht man bei Einreise über Land nicht. Die Beamtin war sehr freundlich und plauderte während des Ausfalls der Technik eine Weile mit uns. Letztlich gab sie uns auch noch wertvolle Tipps für die weitere Reise, so z.B. den Besuch der Bierbrauerei kurz vor dem Denali Nationalpark. Nicht zu verpassen, im Biergarten steht der „Magic Bus“ aus dem Film „Into the Wild“. Dazu kommen wir aber später.
Als alle Formalitäten erledigt waren fuhren wir los, hinein nach Alaska. Die Strecke führt durch bewaldetes Gebiet. Nach links hat man aber immer wieder tolle Ausblicke in die Weite der Landschaft und auf entfernte Bergketten. Vorbei an Tetlin Junction, hier würden wir später auf der Reise Richtung Norden und den Top of the World Highway abbiegen, kamen wir nach Tok, einer langgezogenen Ortschaft. Durch diesen Knotenpunkt der klassischen „Acht“ kommt im Grunde jeder Alaska-/Yukon-Reisende mindestens zweimal. Im Supermarkt gleich neben dem Abzweig Richtung Süden füllten wir unsere Vorräte auf. Vor allem hatte der Supermarkt hervorragendes Fleisch zu annehmbaren Preisen im Angebot, so dass wir hier den Bedarf für die nächsten Tage decken konnten. Anschließend fuhren wir weiter den Alaska Highway entlang. Nach dem Miniort Dot Lake Village kommt man an den gleichnamigen See. Dort steht an einer Haltebucht eine schöne kleine Holzkirche. Nach dem kurzen Zwischenstopp fuhren wir weiter bis Delta Junction. Hier endet der Alaska Highway, der von Dawson Creek in British Columbia über eine Gesamtlänge von 2288 km bis hierherführt offiziell. Direkt an der Kreuzung mit dem Richardson Highway ist das Visitor Center. Davor steht ein großes Zeichen, welches das Ende optisch signalisiert. Ein beliebter Fotostopp.
Wir hielten uns nicht lange auf und fuhren auf dem Richardson Highway nordwärts. Kurze Zeit später führt bei Big Delta eine Brücke über den Fluss. Direkt daneben trafen wir hier auch erstmals auf die Trans-Alaska-Pipeline, die über 1287 km von Prudhoe Bay bis nach Valdez führt, wo das Öl auf die großen Tankschiffe verladen wird. Die Pipeline wird hier über ein Brückensystem über das Wasser geführt. Sie ist insgesamt eine technische Meisterleistung, müssen doch auf dem langen Weg neben der allgemein rauen Umgebung etliche Ströme und Flüsse sowie drei Gebirgsketten überwunden werden. Zudem machen der Permafrostboden und eventuelle Beben Probleme, was durch eine spezielle Bauweise und die teilweise Verlegung unter die Erde umgangen wurde. Durch die Trans-Alaska-Pipeline fließen pro Tag etwa 120 Mio. Liter Erdöl.
Kurz nach Big Delta zweigt ein kleiner Schotterweg zum Quartz Lake und dem dortigen Campingplatz ab. Dieser ist zwar kein staatlicher, war aber direkt am See schön gelegen. Dies hatte für uns nur den Nachteil, dass wir kein Holz für ein Feuer vorfanden. Aber kein Problem, dafür gab es dann heute erstmals leckere Pasta.