Mittwoch, 16.05.2018
Heute verließen wir den Kruger Nationalpark mit einem guten Gefühl. Die sechs Nächte in diesem unglaublichen Naturreservat waren unsere Meinung nach exakt richtig bemessen. Auch hat es sich bewährt in jedem der drei Camps im Norden, der Mitte und im Süden jeweils zwei Nächte zu buchen. So konnten wir zwar nicht alle, aber doch die wesentlichen Gebiete des Nationalparks erkunden und dabei faszinierende Tierbeobachtungen machen.
Wir fuhren auf der H1-1 und im weiteren Verlauf auf der H3 nach Süden. Am Rastplatz schon bekannten Rastplatz Afsaal machten wir eine kurze Pause, um danach die restliche Strecke bis zum Malelane Gate des Kruger Nationalparks zu fahren. Gleich nach dem Tor verabschiedete uns auf der Brücke über den Crocodile River ein toller Kingfisher und kurz darauf hatten wir die N4 erreicht, der wir in Richtung Maputo bis kurz vor die Grenze nach Mozambik folgten. Dort, bei Komatipoort, zweigt die R571 nach Süden ab und führt bis zur Grenze nach Swaziland. An der Grenze war uns nicht recht klar wohin wir uns wenden sollten. Jedoch bekamen wir auf unsere fragenden Blicke meist schnell irgendwelche Handzeichen von herumsitzenden Leuten wohin wir uns zuerst zu wenden hatten. Nachdem die Ausreise aus Südafrika erledigt war, fuhren wir ein paar Meter weiter und sollten hier unser Auto abstellen und uns in ein Container Office begeben. Dort begann die Laufzettel-Stempel Challenge. Hier war am ersten Counter der Obolus für die Straßennutzung in Höhe von 50,- ZAR zu bezahlen und der erste Stempel war fällig. Gleich am Counter nebenan holten wir den zweiten Stempel für wofür auch immer. Die Erlaubnis zur Einreise von AVIS wollte übrigens keiner sehen, obwohl wir überall gelesen hatten, dass diese zwingend erforderlich sei. Hätten wir sie uns nicht nachträglich besorgt, wäre sie garantiert verlangt worden. Danach gingen wir wieder raus zum Auto und ein Zöllner folgte uns. Er kontrollierte recht oberflächlich und schaute nur kurz in den Kofferraum und war zufrieden. Er zeigte uns sogar wo wir an der Schranke vorbeifahren sollten. Danach kamen wir an ein größeres Gebäude mit vielen Parkplätzen davor. Auch hier zeigten uns herumsitzende Beamte wohin wir uns wenden sollten. Im Gebäude holten wir uns noch den letzten Stempel auf unserem Laufzettel und konnten anschließend in Richtung Ausfahrt fahren, wo uns ein letzter Beamter den Laufzettel abnahm. Wir waren in Swaziland angekommen. Was sich jetzt ein wenig kompliziert anhörte, war letztlich aber eigentlich völlig entspannt. Einzig die durch die Bank unfreundlichen Offiziellen störten uns ein wenig. Offenbar haben die das Gefühl sich ihre Machtposition ein wenig raushängen zu lassen.
Unterwegs, vorbei an unzähligen Zuckerrohrfeldern, machten wir eine erste eindrucksvolle Bekanntschaft mit den Einheimischen. Nach wie vor hatten wir eine ganze Menge zu verschenkende Kleidung dabei und hatten uns vorgenommen diese insbesondere hier in einem der ärmsten Länder der Welt zu verschenken. Als wir an einer Gruppe, die an einem Feldweg zu den Zuckerrohrfeldern stand, vorbeifuhren, entschieden wir uns kurzentschlossen anzuhalten und fuhren rückwärts zurück. Wir stiegen aus und kamen schnell mit den überaus herzlichen Leuten ins Gespräch. Als wir unsere Kleidung anboten strahlten sie und waren völlig aus dem Häuschen. Vom Trubel angelockt kamen aus dem Lehmhüttendorf auf der anderen Straßenseite noch mehr Einwohner herüber und jeder bekam sein Kleidungsstück. Es fiel uns auf, dass niemand die Gelegenheit nutzen und alles an sich raffen wollte, sondern vielmehr Diskussionen aufkamen welches Kleidungsstück für wen am sinnvollsten war. Und das auch für Verwandtschaft die gar nicht vor Ort war. Als wir weiterfuhren waren wir sehr glücklich, denn wir hatten definitiv die Kleidung an die richtigen Leute verschenkt. Sie haben uns mit ihrer natürlichen Freundlichkeit und Herzlichkeit für sich gewonnen.
Wir fuhren über die MR5, MR24 (Achtung: Abzweigung war nicht beschildert) und MR3 bis zum Hlane Nationalpark, wo wir an der Pforte unsere Reservierung vorzeigten und dann wenige 100m bis zum Tor des Ndlovu Camp fuhren. Dieses musste von Hand geöffnet und nach Durchfahrt sofort wieder geschlossen werden. Wir bezogen eines der Rondavels, welche sehr idyllisch in einem kleinen Park angelegt waren. Es gibt hier im Camp keinen Strom. Dafür fanden wir später nach Rückkehr bereits brennende Paraffinlampen vor, die alles in ein sehr romantisches Licht tauchten. Die gesamte Anlage war sehr schön angelegt. Vorne an der Rezeption und dem Restaurant war ein Wasserloch an dem man in Holzsitzen dem Treiben zuschauen kann. Wenn es ein Treiben gegeben hätte. Aktuell war es nämlich sehr regnerisch und frisch, so dass keine Tiere und insbesondere keine Nashörner zu sehen waren. Auf Rückfrage gab man uns zu verstehen, dass die Tiere bei dieser nassen Wetterlage überall im Park Wasser fanden und somit deutlich seltener zum Wasserloch kommen mussten.
Wir reservierten im Restaurant gleich einen Platz für den Abend und mussten bereits jetzt unser Essen aus der Speisekarte auswählen. Anschließend machten wir uns auf eine Pirschfahrt zu unternehmen die eine ganz besondere werden sollte. Nur mit einer sehr rudimentären von Hand aufgezeichneten Karte ausgestattet fuhren wir wieder durch das Tor und gleich links herum mitten hinein ins Vergnügen. Es war nach wie vor sehr verregnet und die Wege entsprechend matschig. Einige der auf der Karte eingezeichneten Wege wurden speziell als „Muddy road in wet conditions“ ausgewiesen, so dass wir die auch tunlichst mieden. Im Schlamm steckenbleiben war keine Option, auf die wir scharf waren. Wir cruisten über sehr enge und zum Teil zugewachsene Feldwege dahin, als wir plötzlich unseren Augen kaum trauten. Nur wenige Meter vor uns waren mehrere Rhinos mitten auf dem Feldweg. Zwei davon waren dabei spielerisch miteinander zu kämpfen, ein dritter mischte ab und zu mit. Dahinter und seitlich waren noch etliche weitere Nashörner zu sehen. Die ganze Gruppe bewegte sich in ihren regen Aktivitäten vertieft auf uns zu. Als sie uns gefährlich nahekamen und es auf Grund der dicht zugewachsenen Vegetation keine Ausweichstellen gab, bewegten auch wir uns im Rückwärtsgang in gleichem Tempo, den Abstand zu diesen wunderschönen Tieren haltend, rückwärts. So ging es eine ganze Weile, bis die Tiere anfingen immer wieder im Galopp, unglaublich wie geschmeidig und schnell sich diese Kolosse bewegen können, auf unseren Wagen zuzusteuern. Ehrlich gesagt rutschte uns da immer wieder das Herz ganz tief in die Hose. Wirklich heikel wurde es aber erst, als aus der Gegenrichtung ein offener Game Drive Jeep mit Touristen hinter den Rhinos auftauchte und ihnen von der anderen Seite folgte. Gerade als wir endlich eine Abzweigung nach rechts erreicht hatten, hatte der Fahrer des Jeeps die grandiose Idee mit Vollgas an den Rhinos vorbei in die Abzweigung zu brettern. Das empfand ein riesiges Rhino Bulle verständlicher Weise als Provokation und rannte im Angriffsmodus hinter dem Jeep her. Kaum war der in der Abzweigung verschwunden, stand der Bulle stattdessen nur noch etwa einen Meter vor unserer Motorhaube und überlegte sichtlich, ob wir nur ein Stein waren oder er uns als Feind betrachten und mal kurz auf das massive Horn nehmen sollte. Da wir aber jetzt keine Chance mehr hatte uns wegzubewegen und stehen blieben, kam er offenbar zum ersteren Ergebnis und verzog sich wieder. Kurz darauf trottete die gesamte Gruppe an uns vorbei und weiter den Feldweg entlang. Dies war neben dem Scheinangriff eines Elefanten in Botswana das wohl spannendste Tiererlebnis unseres bisherigen Lebens. Und es war einfach nur genial und einzigartig. Auge in Auge mit diesen Kraftprotzen. Wir konnten uns kaum beruhigen und waren voller Adrenalin. Zum Glück hatten wir nicht vergessen das alles in Foto und Film festzuhalten.
Nach einer Weile fuhren wir weiter und es begann wieder stärker zu regnen. Die Matschlöcher wurden mehr und größer und hier und da mussten wir das Untersetzungsgetriebe des X-Trail nutzen um durchzukommen. Das schaffte der Nissan aber problemlos. An einer anderen Stelle trafen wir erneut auf eine Gruppe Rhinos, die aber etwas weiter weg unter einem Baum lagen. Die Landschaft wurde zwischendurch viel offener als vorher auf den engen Feldwegen und war vielleicht gerade wegen der mystischen und grauen Regenstimmung toll anzusehen. Irgendwann hatten wir auch mal kurz die Orientierung verloren, fanden aber bald wieder den Hauptweg zurück zum Camp.
Es regnete jetzt dauerhaft in Strömen und am Abend mussten wir die wenigen Meter Fußweg bis zum Restaurant zusehen einigermaßen trocken zu bleiben. Hier war unsere mitgebrachte Taschenlampe sehr nützlich, denn der Weg war gänzlich unbeleuchtet. Das offene Restaurant war sehr romantisch dekoriert. Auf jedem Tisch standen Paraffinlampen und der gesamte Raum wurde in ein angenehmes schummriges Licht getaucht. Im Gegensatz zu den Grenzbeamten war das Personal hier überaus freundlich und wir bekamen ein schmackhaftes, landestypisches Essen serviert.
Heute gesichtete Tiere u.a.:
Kingfisher, Nashorn.