Vík bis Jökulsárlón


Donnerstag, 16.05.2024

Wir hingen unserem Reiseplan ein wenig hinterher, was uns heute einen sehr intensiven und langen, aber um so genialeren Tag mit unzähligen Highlights bescherte. Von unserer Unterkunft fuhren wir als erstes die wenigen Kilometer erneut zum Vogelfelsen Dyrhóaley, wählten aber dieses Mal den Weg nach rechts bergauf zum Parkplatz am Leuchtturm. Wir hatte die leise Hoffnung dort oben Puffins zu sehen. Doch die Papageientaucher ließen sich nicht blicken, dafür nisteten unzählige Möwen in den Steilwänden. Der Ausblick von hier oben über den schwarzen Strand unter uns und die Landschaft in der Ferne war atemberaubend. In die andere Richtung sahen wir das große Brandungstor.


Von hier fuhren wir wieder hinunter zur 1 und einige Kilometer weiter zum Abzweig rechts auf die 215 hinunter zum Reynisfjara Beach. Mit der App bezahlten wir die 1000,- ISK Parkgebühr und gingen hinunter zum schwarzen Strand mit der Brandungshöhle Hálsanefshellir, gesäumt von Basaltsäulen wie Orgelpfeifen gleich rechts daneben. Den meist asiatischen jüngeren Touristen reicht das Erinnerungsfoto davorstehend ganz offensichtlich nicht aus, wer höher auf die Felsen kletterte war wohl der Coolste. Einfach nur nervig. Hinzu kommt, dass der Strand zu einem der gefährlichsten Islands gehört. Es kommen sogenannte „Sneaker Waves“ vor, die völlig unerwartet und auch bei gänzlich lauem und gutem Wetter auftreten können. Die spülen dann schon mal ein paar Touristen hinaus auf das offene Meer, wo die starken Strömungen eine Rückkehr an Land verhindern. Es gab auch schon Todesfälle. Oben beim Zugang zum Strand wir die Gefahrensituation anhand eines Ampelsystems angezeigt. Heute war gelb, was bedeutete, dass man nur bis zu einer bestimmten Entfernung ans Wasser gehen sollte. Auch sollte man niemals dem Wasser den Rücken kehren. Kaum jemand scherte sich darum. Das tolle Selfie war wichtiger.

Weiter ging es und über die 1 nach Vík. Gleich nach dem Ortseingang geht es rechts der Beschilderung „Old Town“ entlang bis zu einem Parkplatz. Von dort sind es ein paar Meter zu einem Gedenkstein für deutsche Seefahrer, die hier nach Schiffbruch umgekommen bzw. von Isländern gerettet wurden. Dahinter erreichten wir den schwarzen Sandstrand, der bis nach vorne zu einer Steilwand geht. Dort nisteten wieder hunderte von Vögeln in den grünen Wänden. Und da waren sie, die Puffins. Allerdings entweder nur in größeren Gruppen im Meer oder wild flatternd in der Luft. Gelandet sind sie jeweils verdeckt von Felsen, so dass wir sie nicht wirklich zu Gesicht bekamen. Schade, aber vielleicht haben wir ja bei den Ostfjorden mehr Glück.

Im Ortskern von Vík ist ein Krónan Supermarkt, dem wir einen kurzen Besuch abstatteten. Gleich daneben ist ein Icewear Store, ein gut sortierter Outdoorladen.

Auf den Besuch der Vikurkirkja oben auf der Anhöhe verzichteten wir. Man hat von dort wohl einen guten Ausblick über Vík und den Strand.


Aus Vík hinaus waren wir wieder im Plan und auf der 1 einmal ein längeres, etwa 30minütiges Stück unterwegs. Wir kamen bei Laufskálavarda am Abzweig der 209 zu einem Parkplatz. Hier steht ein gebührenpflichtiges Toilettenhäuschen, auf dessen Dach eine Aussichtsterrasse liegt. Von hier hatten wir einen tollen Blick auf die Gletscher Südislands. Um den Parkplatz herum stehen unzählige Steinhaufen, die Reisende vor Trollen schützen sollen.

Danach führt die 1 für etwa 20bkm durch das größte Lavafeld der Erde, den Eldrhaun mit einer Ausbreitung von 60 x 23 km. Die Lava ist überzogen mit 40-60 cm dickem Zackenmützenmoos. Sehr fotogen.

Etwa 5 km vor der Ortschaft Kirkjubaerklaustur zweigt links die 206 ab. Vorbei an einer Schaffarm endet diese an einem Parkplatz mit Toilettenhäuschen. Dieses war jedoch geschlossen. Von hier führt ein Fußweg bergauf zum sich auf 2 km öffnenden und bis zu 100 m tiefen Fjadrárgljúfur Canyon. Nach etwa 1 km liegt eine Aussichtplattform, wo der y-förmig verzweigte Canyon mit dem 35 m hohen Mögâfoss am spektakulärsten ist. Sehr beeindruckend. Der Canyon wird für uns jedoch in negativer Erinnerung bleiben, da wir hier unsere Drohne für immer verloren. Schuld war ein defekter Akku, der sich innerhalb von Sekunden entladen hatte. Dies führte zu einer sofortigen selbständigen „Notlandung“ der Drohne, unglücklicher Weise mitten im Canyon und ins Wasser. Normaler Weise kehrt sie bei niedrigem Akkustand von selbst an den Startort zurück. Das war ihr auf Grund des schlagartig entleerten Akkus´s nicht möglich. Der finanzielle Verlust ist die eine Seite, die verlorenen einzigartigen Aufnahmen die andere.


In der Ortschaft Kirkjubaerklaustur kann man nochmal auftanken und in einem kleinen Supermarkt einkaufen. Dort befinden sich aber auch zwei Sehenswürdigkeiten. Einerseits Kirkjugólf, wabenförmige Platten auf einem Feld (der Beschilderung am Kreisverkehr folgen) und Systrafoss und Systravatn, ein schöner doppelströmiger Wasserfall und ein See aus dem dieser entspringt. Zum See führt ein Aufstieg über Treppen (ca. 30 min.). Im Wald dorthin befindet sich eine Sitka-Fichte, der höchste Baum Islands. Wir haben uns hier nur den Wasserfall von unten angeschaut.

Weiter auf der 1 kamen wir an der Lómagnúpur, einer steil abfallenden 767 m hohen Felswand vorbei. Ein kleiner Parkplatz ist vorhanden.

Anschließend fährt man durch Skeidarársandur, dem größten Sander (das sind trostlos-flache Einöden) der Welt. Da wir zeitlich ziemlich hinterher waren, wollten wir ab jetzt bis zu unserer nächsten Unterkunft durchfahren. Das gelang uns ob des immer wolkenloseren Himmels und ob der in schneller Folge sichtbaren Gletscher nicht ganz. Einige Zwischenstopps mussten wir einfach noch machen, wer weiß wie das Wetter am nächsten Tag sein sollte.

So gelangten wir schließlich zu Gerdi´s Guesthouse, wo wir eincheckten und den Schlüssel für unserer Bungalow entgegennahmen, dann aber sofort wieder die wenigen Kilometer zurück zum Jökulsárlón fuhren. Das Licht der langsam hinter dem Gletscher untergehenden Sonne war traumhaft. In den Jökulsárlón kalbt der Gletscher Breidamerkurjökull, dessen Eisberge in Islands mit 284bm tiefstem See treiben und unter einer Brücke über die 1 hinaus aufs Meer treiben. Im See leben auch Robben. Eine sahen wir zweimal vor uns auftauchen, danach aber sogleich wieder verschwinden. Die treibenden Eisberge sind in der Tat ein traumhafter Anblick, im Licht der Abendsonne ohnehin. Am Meer und dem dort schwarzen Strand werden üblicher Weise die kleinen Eisstücke an den Strand geschwemmt und bilden dann den sogenannten Diamond Beach. Leider war zu dieser Zeit nichts davon zu sehen. Der Strand war so gut wie leer. Das war für uns eine Enttäuschung, da wir uns im Vorfeld angesichts der im Internet kursierenden Traumfotos der glattgeschmiergelten Eisstücke sehr darauf gefreut hatten. Man kann halt nicht immer alles haben. Zurück in der Unterkunft kamen wir für einmal erst nach Mitternacht ins Bett, konnten aber mit unfassbaren Eindrücken eines Traumtages einschlafen.


Freitag, 17.05.2024

Wir fuhren heute ein gutes Stück zurück auf der 1 bis kurz hinter der kleinen Ortschaft Freysnes. Dort ist der Abzweig zum Svinafellsjökull. Auf einer kurzen Schotterpiste erreicht man den kostenfreien Parkplatz. Von dort führt ein weg bergauf und auf der anderen Seite wieder hinab zum Gletschersee. Das Eis ist fotogen schwarz gemustert von der Vulkanasche die mit aufgenommen und zu Tal gebracht wurde. Hier konnten wir nach Lust und Laune herumwandern, auf Hügel hinauf und ganz bis ans Wasser hinab gehen, um verschiedenste Perspektiven des vor einem liegenden, gewaltigen Eisschildes aufzunehmen. Man kommt vermutlich kaum schneller ans Eis eines der gewaltigen Gletscher Südislands.

Zurück in Freysnes tankten wir wieder voll und fuhren dann zurück Richtung Osten.

Etwa 16 km weiter geht es links der Beschilderung zum Adventure Hotel Hof folgend zur Hofskirkja, einer sehr fotogenen Torfkirche. Auf jeden Fall einen kurzen Fotostopp Wert.


Weitere 18 km weiter ist links recht nah an der Straße der wieder kostenfreie Parkplatz zum Kvíarjökull, einer weiteren imposanten Gletscherzunge. Auch hier muss man ein Stück über Hügel auf und ab laufen, wenn man bis nach vorne zum Gletschersee möchte. Im Grunde kann man vom ersten Hügel schon ein Foto aus der Ferne aufnehmen. Aber den Gletscher in seiner ganzen Dimension erfassten wir dann doch von deutlich weiter vorne. Störend war hier der extrem starke Wind.

Im weiteren Verlauf gab es übrigens zu jeder Gletscherzunge auch eine beschriftete Abfahrt. Da waren auch welche dabei, die es nicht in die Reiseführer geschafft hatten. Und alle kann man auch nicht wirklich anfahren. Einen aber hatten wir definitiv noch auf dem Plan, den Fjallsárlon, die kleine Schwester des Jökullsárlon. Vom Parkplatz gingen wir auf einem breiten Weg bergauf über den Hügel und auf der anderen Seite hinunter zum Gletschersee. Er ist zwar deutlich kleiner als der Jökullsárlon und es schwimmen keine so großen Eisberge in Ufernähe. Aber in seiner Gesamtheit ist die Zunge des Fjallsjökull ebenso schön und unbedingt einen Besuch wert. Auch hier werden Bootstouren in kleinen Zodiac Schlauchbooten angeboten. Und wenn nicht gerade spanischsprachige Menschen lautstarke Videotelefonate führen würden, wären die Stille und die Naturgeräusche hier einfach traumhaft gewesen. Nach einer Wartezeit konnten wir diese zum Glück noch genießen.

Am Jökullsárlon hielten wir sicherheitshalber nochmal Ausschau nach den angespülten Eisstücken am Diamond Beach, aber da waren leider immer noch keine, bzw. nur eine paar ganz kleine direkt an der Mündung des Gletscherabflusses. Na gut, dann fuhren wir eben zurück zu Gerdi´s Guesthouse, wo wir auf der Veranda des Bungalows gegenüber in der Sonne sitzend unser Feierabendbier genossen.