Montag, 20.05.2024
In Egilsstadir gingen wir noch kurz in einen Supermarkt und tankten auf. Dann ging es weiter auf der 1 in Richtung Nordwesten. Recht bald stieg die 1 auf eine Hochebene mit tollen schneebedeckten Bergen. Auch hier hatte es in der Nacht noch geschneit. Da wir bei der Planung bis kurz vor unserem heutigen Ziel Reykjahlid am Myvatn nichts herausgeschrieben hatten, waren wir hellauf begeistert von den auftauchenden Landschaften. Hinter jeder Kurve wurde es noch spektakulärer und wir „mussten“ häufig anhalten um Fotos zu schießen und das Panorama einfach nur zu genießen. Die Sonne lugte auch schon wieder durch die Wolkendecke, so dass es eine kurzweilige Fahrt war. Auf Grund unserer Begeisterung verpassten wir den Abzweig kurz vor der Hängebrücke auf die 864 zum Dettifoss Ost. Das fiel uns aber erst auf, als wir an der Abfahrt zur 862 zum Dettifoss West ankamen. Da für Fotos die Ostseite empfohlen wird, fuhren wir notgedrungen die paar Kilometer zurück. Schon am Abzweig stand ein Schild, wonach die Strecke nach 4 km gesperrt sei. Das konnten wir gar nicht glauben und standen nach 4 km Schotterstraße tatsächlich an der Straßensperre. Oh Mann, was für ein Pech. Also wieder zurück auf die 1 und über die einspurige, hier etwas deplatziert wirkende Hängebrücke und wieder zum Abzweig auf die 862. Hier beratschlagten wir, denn die Zeit war etwas fortgeschritten, das Wetter nicht perfekt und die Vorhersage für die nächsten beiden Tage war viel besser. So schoben wir den Dettifoss auf einen der beiden weiteren Tage die wir in der Gegend sein würden und fuhren ein kleines Stück weiter bis zum Hverir Fumarolengebiet. Das konnten wir schon von weitem dampfen sehen und auch der faule Eiergeruch war schon lange vorher wahrnehmbar. Der große Parkplatz liegt direkt an der 1, was bedeutete, dass auch große Tourbusse hier Halt machten. Wir zahlten wieder per Handy die rekordverdächtigen 1200,- ISK. Das Gebiet ist nicht besonders groß, aber durchaus interessant. Gänzlich unterschiedliche Schlammtöpfe, Fumarolen und kochende Quellen und die ockerfarbene Welt auch des dahinter liegenden Berges waren eindrucksvoll. Auf der anderen Seite lagen in der Ferne tolle schneebedeckte Berge als Hintergrund bereit. Wir verbrachten hier ganz locker über eine Stunde, ohne dass es langweilig wurde.
Vom Parkplatz nur wenige hundert Meter zurück fuhren wir danach auf den Abzweig zur 863 und zum Krafla Vulkan. Unterwegs trifft man rechts auf die sogenannte Krafla Dusche, die ein Unbekannter dort ohne erkennbaren Grund installiert hatte. Sie liefert durchgehend warmes Wasser und ist im Sommer bestimmt eine „Brause“ wert. Weiter bergauf liegt das Geothermal Kraftwerk und schon bald dahinter ist links ein Parkplatz an der Leirhnjúkurspalte. Von dort kann man eine etwa zweistündige Wanderung auf einem ausgetretenen Rundweg durch das Solfatarengebiet machen, welches wir in der Ferne erkennen konnten. Der Weg war aber schneebedeckt, weshalb unser Ziel noch ein kleines Stück weiter der Viti Krater war. Eigentlich führt vom Parkplatz ein kurzer Fußweg zum Kraterrand mit seinem tollen Kratersee in der Caldera. Aber wir sahen schon von weiter weg die Autos am Straßenrand stehen. Das letzte Stück zum Parkplatz war die Straße dick schneebedeckt und nicht passierbar. Da es zudem angefangen hatte zu regnen, entschlossen wir uns für heute das Sightseeing zu beenden und in unserer Unterkunft für die nächsten drei Nächte einzuchecken, dem Hlid Bed & Breakfast. Wir bekamen ein kleines Zimmer in einem Bungalow zugewiesen, hatten aber durch unser Panoramafenster einen tollen Blick auf ein Lavafeld. Zudem darf man hier den Frühstückraum als Aufenthaltsraum und die Küche des daneben liegenden Hostels zum Kochen nutzen.
Dienstag, 21.05.2024
Wir hatten zum Glück zwei volle Tage rund um den Myvatn und den sogenannten „Diamond Circle“ eingeplant. So konnten wir uns gut nach der Wettervorhersage richten. So wollten wir den Dettifoss und die Tour um die Halbinsel Tjörnes morgen angehen, wenn fast durchgehend Sonne angesagt war. Heute machten wir dafür die Umrundung des Myvatn und den gestern ausgefallenen Viti Krater im Krafla Gebiet.
In Reykjahlid bogen wir rechts auf die 848 ab und fuhren an der Ostseite des Myvatn entlang. Wir sahen schnell den schicken Vulkankegel des Hverfjall auf der linken Seite. Nur kurze Zeit später bogen wir auf die Stichstraße zum Parkplatz am Fuße des Vulkans ab. Die Landbesitzer bitten per Schild und QR-Code um eine Donation zur Erhaltung der Infrastruktur. Von hier geht ein Weg diagonal steil die Vulkanwand hinauf. Wir sind diesen nicht gegangen, können ihn aber anhand von Fotos empfehlen. Der Blick in den Krater muss sehr schön zu sein.
Zurück auf der 848 kamen wir wieder nur kurze Zeit später zum Abzweig nach Dimmuborgir, einem Lavafeld mit bizarren Formationen. Hier kamen und gingen auch die großen Tourbusse, so dass immer wieder ein ganzer Schwall von Besuchern gleichzeitig auftrat. Lautstark natürlich. Die (negative) Krönung des Ganzen war eine Gruppe, die komplett in die gleichen knallroten Jacken des Tourveranstalters gekleidet waren.
Vom Parkplatz gingen wir auf geteerten Wegen hinunter in die Formationen. Es gibt verschiedene farblich gekennzeichnete Wege unterschiedlicher Länge, die man auch gut miteinander kombinieren kann. Ein Vergleich mit dem Bryce Canyon in Utah hinkt sehr, aber ein klein wenig erinnert einen die Szenerie daran. Dimmuborgir heißt übersetzt „Dunkle Städte“ oder „Dunkle Burgen“. Die Lavaformationen erinnern an Ruinen von Burgen und Türmen. In der isländischen Mythologie hausen hier Elfen und Trolle.
Wieder nur eine sehr kurze Strecke weiter liegt rechts Höfdi, ein kleines bewaldetes Naturschutzgebiet mit frei zugänglichen Wegen und Ausblicken. Diese Station ließen wir aus, denn ein paar hundert Meter weiter kam schon der Abzweig zur Halbinsel Kálfaströnd. Dort erheben sich bizarr geformte Lavagebilde aus dem See. Vom Parkplatz war jedoch der Zugang nach Süden eingezäunt. So blieben wir in der näheren Umgebung des Parkplatzes.
Anschließend umkurvt die 848 die Südseite des Myvatn, und wir erreichten den kleinen Ort Skútustadir. Die vielen entgegenkommenden und hier parkenden Busse machen deutlich, dass wir uns in einem touristischen Hotspot befanden. Hier liegen die Pseudokrater Skútustadegigar, welche wie Vulkankegel aussehen, aber keine sind. Sie entstanden als Lava des Kraflasystems über die Gegend strömte und durch den nassen, sumpfigen Boden phreatische Explosionen entstanden. Wer wissen will was das genau ist, schaut bei Wikipedia nach. Uns reichte es völlig aus die wirklich sehr fotogenen Krater von einem Aussichtspunkt aus zu betrachten und zu fotografieren. Es gibt von dort auch einen längeren Rundweg, auf dem man über Treppen auch an die jeweiligen Kraterränder gelangen kann.
Direkt am Abzweig rechts zurück auf die 1 Richtung Reykjahlid ist direkt nach der Brücke ein kleiner Parkplatz. Ein kurzer Zwischenstopp lohnt sich hier, wo sich das Wasser des Flusses Laxá über kleine Stromschnellen ergießt.
Durch Reykjahlid hindurch fuhren wir auf der 1 zurück zum Abzweig zum Krafla. Die Dusche hatten wir gestern schon besichtigt, also fuhren wir direkt am Kraftwerk vorbei bis zum Endpunkt am Parkplatz vor dem Viti Krater. Der war heute wieder frei anzusteuern, wenn auch noch größere Schneereste auf der Straße lagen. Vom Parkplatz sind es nur ein paar Meter hinauf zum flachen Kraterrand, der auf einem Weg rechts deutlich ansteigt. Leider war der Kratersee noch komplett zugefroren, so dass die tollen Farben des Wassers nicht zur Geltung kamen. Ein Stück den Kraterrand hinauf boten sich andere tolle Blicke. Auf jeden Fall ein Spot der angefahren werden sollte. Der kleine Parkplatz war jedoch heute schon gut frequentiert und es herrschte viel Gewusel beim Ein- und Ausparken. Wir wollten uns nicht ausmalen wie es hier im Sommer zugeht (was natürlich für fast jeden Hotspot zutraf). Wir jedenfalls waren wieder mal froh in der Vorsaison hier zu sein.
Froh waren wir übrigens auch darüber, dass die beiden am Myvatn beheimateten Mückenarten, die eine sticht und die andere nervt einfach milliardenfach nur, erst im Juni schlüpfen. So konnten wir nach der Rückkehr zu unserem Bungalow noch problemlos draußen in der Sonne sitzen und den Feierabend mit einem Bier einläuten. Die eine oder andere offenbar voreilig geschlüpfte Mücke gab es zwar, aber das war erträglich.
Mittwoch, 22.05.2024
Die Wettervorhersage hielt Wort. Wir hatten beim Aufstehen einen wolkenlosen Himmel. So fuhren wir gleich nach dem Frühstück los, ein ganzes Stück zurück auf der 1 und bis zum Abzweig 862 in Richtung Dettifoss. Die Landschaft war schon hier wunderschön. Als wir am Parkplatz des Dettifoss und Selfoss ankamen, waren die Parkplätze schon gut belegt. Manche stehen eben noch viel früher auf als wir es meist schafften. Aber große Busse waren noch keine da. Es lag noch Schnee und der Weg war teilweise noch mit Nassschnee bedeckt oder schlammig. Die Steine waren aber nicht rutschig, so dass man trotzdem gut vorankam. Die Warnschilder zu Beginn des Weges waren ein wenig übertrieben. Nach einiger Zeit kamen wir an einen Abzweig. Links zum Dettifoss, rechts zum Selfoss. Wir gingen erst zum Dettifoss, er ist hier schließlich das Highlight und der mächtigste Wasserfall Islands. Am Ende des Weges erreichten wir einen Aussichtspunkt, von dem wir einen tollen Blick hatten. Als ganz normal aussehender Fluss sieht man das Wasser der Kante entgegenkommen. Dann geht es abwärts in die tiefe Schlucht. Der Dettifoss lag von hier diagonal vor uns, so dass wir in den hintersten Teil der Schlucht nicht hineinschauen konnten. Es gibt zwar einen Weg nach vorne zur Kante, aber der war wegen des noch zu vielen Schnees gesperrt. Leider. Der Blick wäre sicher sehr spektakulär gewesen. Aber wir waren sehr zufrieden dieses unglaubliche Naturschauspiel bei bestem Wetter sehen zu können. Auf dem Rückweg konnten wir den Weg zum Selfoss über einen Weg geradeaus abkürzen. Auch der kleine Bruder des Dettifoss kann sich durchaus sehen lassen. Nicht ganz so hoch, aber doch ungemein fotogen stürzt er etwa einen Kilometer vor dem Dettifoss über eine Kante. Die zusätzlichen Meter lohnen auf jeden Fall.
Zurück auf der 862 fuhren wir diese weiter Richtung Norden. Außer uns war hier kaum noch ein anderes Auto unterwegs. Wahrscheinlich fahren fast alle vom Dettifoss wieder zurück zur 1.
Nach unserer Ansicht ein Fehler, denn die weitere Fahrt auf der 862 ist landschaftlich eine Wucht. Hinter jeder Kurve kommt ein neues Highlight. Wir hatten das schon beschriebene Wetterglück und konnten die umrahmenden Berge und Gletscher in bestem Licht sehen. Besonders fotogen machte die Berge, dass überall noch Schneereste vorhanden waren bzw. die höheren Gipfel noch komplett weiß waren.
Unzählige Stopps später stößt die 862 letztlich auf die 85. Dort bogen wir erst nach rechts ab und kurz danach wieder rechts nach Ásbyrgi und am Visitor Center vorbei. Danach passierten wir den schön gelegenen Campingplatz und fuhren am die Schlucht teilenden Felsen Eyjan vorbei bis ans Ende zum Parkplatz. Hier gibt es einen direkten Weg (der rechte) nach vorne zur Felswand und dem Botnsjörn See. Oder man nimmt den linken Pfad (0,5 km), der durch die Bäume führt. Auf Schildern wird die hier vorkommende Vegetation beschrieben. Wir hielten uns am nächsten Abzweig rechts und gelangten letztlich vorne zum See. Oben in den Steilfelsen nisten diverse Vögel. Der See war noch halb zugefroren und bildete zusammen mit der hufeisenförmigen Wand ein tolles Bild. Im See sind auch diverse Entenarten heimisch. Wir haben die tolle schwarz/weiße Spatelente entdeckt, die immer wieder auf der Futtersuche abtauchte. Man kann hier auch Wanderungen hinauf an den Rand der Schlucht unternehmen. Wir haben darauf verzichtet. Bilder im Internet zeigen die tolle Schlucht aus der Vogelperspektive.
Zurück auf der 85 fuhren wir wieder zurück zum Abzweig Dettifoss und von dort weiter geradeaus um die Halbinsel Tjörnes zu umrunden. Zunächst fuhren wir an den Vogellagunen des Vestursandur Deltas entlang. Da die Vögel jeweils bei unserer Ankunft davonflogen, war es schwierig sie abzulichten. Die Landschaft war aber schon sehr beeindruckend. Kurz nach Erreichen des Meeres ist rechts der Cliff Viewpoint. Wir hatten schon von weitem einen seltsamen Nebel sehen können, der hier verstärkt über die Klippen zog. Durch den Wind kam er waagerecht daher und war ein wenig mystisch. Ungeachtet dessen konnten wir verschiedene Vogelarten vor den Klippen fliegen sehen. Neben Möwen auch wieder viele Puffins. Ihre Nistplätze in den Felsen konnten wir zwar nicht einsehen, aber im Flug gelang das eine oder andere tolle Foto. Es ist gar nicht so einfach die flinken Flattermänner zu erwischen.
Ein Stück weiter kommt der Öxarfjördur Beach Point of View, von dem die Puffins auch an ihren Nistplätzen zu sehen sein sollen. Wir haben keine entdeckt, waren aber nicht traurig, da wir sie ja schon aus nächster Nähe bewundern konnten.
Nach Umrundung der Halbinsel gelangten wir in das kleine Húsavik. Es wird im Reiseführer als das schönste Fischerdorf an der Nordostküste beschrieben. Dem können wir nach unserem Ermessen nicht zustimmen. Wir fuhren dementsprechend nur durch, da uns auch kein Whale Watching interessierte. Wer das möchte, kann hier entsprechende Touren buchen.
Von Húsavik ging es über die 87 zurück nach Reykjahlid. Eigentlich hatten wir uns auf dieser Strecke nichts besonders sehenswertes mehr herausgeschrieben, aber wir wurden auf positivste Weise überrascht. Die Strecke war landschaftlich erneut einfach nur begeisternd. Insbesondere das letzte Stück mit Blick von oben auf den Myvatn und die umrahmenden Berge war spektakulär. Wir empfehlen auch denjenigen die keine Umrundung der Halbinsel Tjörnes planen, sondern von Reykjahlid direkt auf der 1 Richtung Akureyri fahren wollen, den kleinen Abstecher auf die 87 (ein paar Kilometer reichen völlig um die Ausblicke zu haben) zu machen. Zurück in der Unterkunft ließen wir die vielen Eindrücke des heutigen tollen Tages Revue passieren.