Freitag, 24.05.2024
Der heutige Tag sollte ausnahmsweise vom Wetter her eher trüb werden. Aber nicht nur das trübte den heutigen Tag. Geplant war von Saudárkrókur über die 73 nach Blönduós die Halbinsel Skagi zu queren. Wir disponierten aber noch kurzfristig um und wollten die Halbinsel über die 745 entlang der Küste umrunden. Schon bald nach dem Abzweig von der 73 nach Norden befanden wir uns auf einer Schotterstraße. Die Ausblicke auf das Meer und den Fjord waren zwar schön, aber in den Farben grau und grau nicht besonders fotogen. Am Vogelfelsen Ketubjörg hielten wir aber an, da gleich daneben auch ein toller gleichnamiger Wasserfall über die Steilklippen ins Meer stürzte. Unzählige Vögel nisteten in den hohen Felsen und wir meinten weit unten auch Puffins an ihrem Flügelschlag erkannt zu haben.
Oben an der Spitze der Halbinsel stoppten wir für ein paar Fotos von Islandpferden und als wir wieder losfuhren signalisierte das Autodisplay plötzlich wenig Luft im rechten hinteren Reifen. 1,8 Bar seien noch drin. Schöner Mist. Ausgerechnet hier, am weitesten von menschlichen Ansiedlungen entfernt. Aber was sollten wir machen. Wir mussten irgendwie noch den nächsten Ort Skagaströnd erreichen, wo es laut Google Maps einen Autoservice geben sollte. Der Haken: Es waren etwa 40 km bis dorthin. Also nichts wie los und so schnell es ging auf dem Schotter Gas geben. Die Anzeige sank alle paar Minuten um 0,1 Bar. Bis 1,5 Bar dauerte es einigermaßen lange, so dass der Reifen offenbar nur langsam Luft verlor. Dann ging es aber immer schneller. 1,4...1,3...1,2.... Wir bogen bei noch 0,7 Bar nach Skagaströnd ein und fanden die Werkstatt. Der Reifen sah eigentlich komplett platt aus. In der Werkstatt saßen einige Mitarbeiter um eine Maschine herum und schauten erst ein wenig irritiert als wir mit unserem Anliegen vorsprachen. Einer kümmerte sich dann zum Glück um uns und den Reifen. Auch er meinte er sei wohl komplett demoliert, auf Grund des Fahrens mit so gut wie keiner Luft mehr im Reifen. Er demontierte ihn und ersetzte ihn durch den zum Glück vorhandenen Notreifen aus dem Kofferraum. Dann war er so nett und telefonierte noch mit unserer Verleiherfirma, um den Sachverhalt zu klären. Es stellte sich heraus, dass Reifen nicht versichert sind und wir ohnehin alles selbst würden bezahlen müssen. Aber immerhin konnte der freundliche Mitarbeiter von Geysir Car Rental uns nach seiner Recherche per WhatsApp eine Autowerkstatt in der nächsten Gemeinde Blönduós schicken. Nach Bezahlung der Rechnung und unserem herzlichen Dank an den inzwischen aufgetauten, redseligen Mitarbeiter, fuhren wir zur Werkstatt. Dort konnte der Reifen zu unserer Überraschung und Freude repariert werden, so dass wir etwa 45 Minuten später wieder „On the Road“ waren. Insgesamt hat uns das Ganze etwa 70,- Euro gekostet. Deutlich weniger als wenn wir eines der teuren Zusatzpakete bei der Versicherung genommen hätten. Wir buchen genau deshalb bei allen unseren Reisen immer nur das Basispaket.
Witziger Weise führte unsere weitere Route erneut über diverse Schotterstraßen. Aber dass wir uns ein zweites Mal einen Stein einfangen würden, wollten wir einfach ausblenden. Wir fuhren also über die 1 und rechts auf die 721 zur prächtigen Pingeyraklausturkirkja, die aus dunklen Basaltsteinen erbaut wurde. Der Kirchenort Pingeyrar gehörte lange Zeit zu den bedeutendsten Höfen Islands. Auch hierher führte eine Schotterstraße.
Zurück auf der 1 fuhren wir bis zum Abzweig zur 716 und wenig später auf die 717. Beides natürlich Schotterstraßen. Hier liegt die Felsenburg Borgarviki. Die Felsformationen fanden wir jetzt nicht ganz so prächtig und zumal die Straße wirklich sehr schlecht war, schauten wir ohne Stopp vorbei. Wir folgten weiter der 717, welche dann in die 711 mündet. Diese umrundet die Halbinsel Vatnsnes. Kurz nach der Mündung des Salzwassersees Sigridarstadavatn ist rechts unten ein Parkplatz. Konnten wir zuvor auf der 716 und 717 kein einziges weiteres Fahrzeug entdecken, war hier wieder viel los. Und das obwohl auch hierher nur ein schlechter Fahrweg führte. Vom Parkplatz erreichten wir nach etwa 200 m eine Aussichtsplattform mit Blick auf den besonders markanten Vogelfelsen Hvítserkur. Er steht mitten im Wasser am Strand, ist aus Basalt und beherbergt eine Menge nistender Vögel, unter anderem Dreizehenmöwen und Eissturmvögel. Unglaublich wie er in dieser Form mit seinen zwei Aushöhlungen entstehen konnte. Einer isländischen Sage nach ist es ein von der Sonne versteinerter Troll, weil er das Kloster Pingeyrar mit Steinen bewarf.
Die Küstenstrecke um das Kap Nestá herum war weiter interessant, aber der wolkenverhangene Himmel und starker Wind trübten weiter das Vergnügen. Kurz nach dem Kap steht linker Hand die weiße Tjarnarkirkja, der wir einen kurzen Abstecher widmeten.
Anschließend fuhren wir bis zu unserem heutige Ziel Hvammstangi, wo wir unser Cottage bezogen und die Planungen für den Folgetag erledigten. Es sollte auch morgen wieder bewölkt werden.