Dienstag, 14.05.2024
Nach einem Tankstopp in Reykholt fuhren wir kurz nach der Ortschaft über die 359 rüber nach Fludir und dort auf die 30 Richtung Süden. Wenig später zweigt die 32 nach Osten ab. Heute (und auch Morgen) war für uns „Foss Day“. Eine ganz Reihe Wasserfälle standen auf dem Programm. Eine erste Enttäuschung erlebten wir beim Blick auf die tolle App „Safe Travel Iceland“. Sie bietet zeitgenaue Angaben über Warnungen und Straßensperren und sollte unbedingt heruntergeladen werden. Und sie zeigte uns leider, dass die Zufahrt zum Haifoss, dem mit 122 m dritthöchsten Wasserfall Islands und dem gleich daneben liegenden Granni, was Nachbar bedeutet, immerhin auch noch 102m hoch, „Impassable“ war. Also gesperrt. Das war wirklich enttäuschend, da gerade der Haifoss eines der absoluten Highlights mindestens dieses Tages sein sollte. Nicht zu ändern, deshalb wollten wir das Beste aus dem Tag herausholen und bogen der Beschilderung folgend zum Hjálparfoss ab. Schon oben vom Parkplatz konnten wir den über zwei von einem großen Felsen geteilten Kaskaden stürzenden Wasserfall sehen. Ein Weg führt hinunter zu besseren Aussichtspunkten. Uns gefiel der Hjálparfoss gut, so dass wir definitiv eine Empfehlung für einen kurzen Fotostopp geben können. Und er kostete nichts.
Zurück auf der 32 folgt nur wenige Meter später das schon von der Straße sichtbare Freilichtmuseum Pjódveldisbaerin. Dort wird gezeigt wie die Menschen vor etwa 1000 Jahren in Island lebten. Schöne Torfhäuser wären für uns lohnenswerte Fotomotive gewesen, doch der Eintrittspreis von 2500,- ISK pro Person (fast 17,- Euro) schreckte uns schnell ab und wir fuhren weiter.
Wir erlebten in der Folge atemberaubende Landschaften und bogen kurz nach der Brücke über die Pjórsa rechts auf die 26 ab. Diese ist auf den ungefähr ersten 10-15 Kilometern nicht geteert, aber auf dem Schotter gut befahrbar. Gleich nachdem wieder die geteerte Straße beginnt, direkt am Abzweig auf die F225 (F-Straßen führen meist ins Hochland, sind nur von großen 4WD Fahrzeugen befahrbar und zu dieser Zeit noch allesamt gesperrt), liegt der Rastplatz Landmannaleid, mit einigen Schautafeln zur Hekla, dem aktivsten und gefährlichsten Vulkan Islands. Ein Ausbruch steht statistisch gesehen jederzeit ohne Vorwarnung bevor. Wir fuhren fast die gesamte 26 neben der Hekla her, die für gewöhnlich immer in Wolken gehüllt ist. So leider auch heute.
Wenig später erreichten wir Fossabrekkur, einen kleinen Wasserfall der links auf einer Stichstraße bis zum Parkplatz schnell erreichbar war. Vom Parkplatz führt ein Weg nach unten an den Fuß des Wasserfalls, der sehr fotogen und idyllisch gelegen ist und nicht links liegengelassen werden sollte. Nur 1 km weiter liegt rechts der Tröllkonuhlaup, bei dem es vom Kraftwerk oberhalb abhängt, ob er überhaupt Wasser führt. Denn vom Staudamm wird häufig Wasser abgezweigt, so dass kaum Wasser im Flussbett fließt. Der Pjófafoss ein Stück weiter ist davon ebenso betroffen. Auf einer 4 km langen Stichstraße gelangt man zum Parkplatz. Von dort sind die Wasserfälle in der Ferne flussaufwärts zwar zu sehen, aber der Weg dorthin war uns für heute zu weit.
Als wir wieder auf die Ringstraße 1 trafen, fuhren wir ein paar Kilometer zurück nach Westen und links zum Urridafoss. Der ist zwar gar nicht besonders hoch, aber sehr breit und fällt in verschiedenen Terrassen herab. Daher ist er wirklich sehenswert und die wenigen Kilometer Umweg auf jeden Fall Wert. Auf einem Weg kann man ihn aus verschiedenen Perspektiven ansehen.
Zurück auf der 1 fuhren wir jetzt aber geradewegs nach Hella, wo es alle Verpflegungsmöglichkeiten gibt. So kauften wir im Supermarkt ein, holten uns im Vínbúdin einen Nachschub an Bier, übrigens mit 2,18 Euro pro Halbliter-Büchse gar nicht mal so unverschämt teuer wie wir es erwartet hatten. Nach dem „Gull Lager“ aus dem Duty-Free Shop, entschieden wir uns heute für das „Iceland Lager“ (grüne Büchse), welches ebenfalls aus der Egils Brauerei in Akureyri kommt und uns noch besser schmeckte. Unsere Empfehlung beim Preis-/Leistungsverhältnis. Ein paar Kilometer weiter in der Ortschaft Hvollsvöllur gibt es ebenfalls alle Verpflegungsmöglichkeiten, u.a. einen Krónan-Markt. Im Nachhinein würden wir hier einkaufen. Was wir verpassten war hier auch aufzutanken, obwohl wir noch einen halben Tank hatten. Wir nahmen an, dass auf den etwa 70 km bis zu unserer nächsten Unterkunft noch eine Tankstelle kommen würde. Dem war aber nicht so, was zur Folge hatte, dass wir am nächsten Tag erst nach Vík fahren mussten, um dort zu tanken. Ein ziemlicher Umweg. Also unser Tipp: Immer rechtzeitig auftanken bzw. gut vorher informieren, wie weit die nächste Tankstelle auf der geplanten Route entfernt ist.
Wir kamen dann gut in unserer neuen Unterkunft Mid Hvoll Cottages an und bekamen das hinterste Cottage mit wunderschönem Blick auf die Halbinsel Dyrhóaley. Empfangen wurden wir vom Hofhund, der den Gästen Steine brachte und diese geworfen haben wollte. Dann holte er sie und legte sie sanft wieder auf die Veranda, um auf den nächsten Wurf zu warten.
Mittwoch, 15.05.2024
Wir hatten gestern die notwendige Zeit unterschätzt und mussten daher heute ein ganzes Stück zurückfahren, um die Tour beim Seljalandsfoss wieder aufzunehmen. Der glitzernde 60 m hohe Wasserfall ist eine der Hauptattraktionen direkt an der 1, so dass hier auch alle Tourbusse vorbeikommen. Entsprechend viel war hier los. Wir möchten uns das nicht in der Hauptsaison vorstellen. Ungeachtet dessen kann niemand diesen tollen Wasserfall auslassen, so auch wir nicht. Wir zahlten also über die eine App die 1000,- ISK für den Parkplatz und begaben und den kurzen Weg nach vorne zum Wasserfall. Über eine Treppe konnten wir auf einem etwas rutschigen Pfad auch hinter den Wasserfall gelangen. Ein tolles Erlebnis und eine völlig andere Perspektive. Unbedingt empfiehlt sich hier gute Regenkleidung, am besten ein Poncho, da die Gischt einen ohne Schutz innerhalb von Sekunden durchnässen würde.
Auf dem Fußweg nach links etwa 600 m weiter rauscht der Gljúfurábui in eine verborgene Schlucht. Von vorne ist nur der oberste Teil des Wasserfalls erkennbar. Man muss über Steine am Bach entlang in den Kessel etwa 20-30 m weit hineingehen, um den Wasserfall in seiner ganzen Pracht zu sehen. Auch hier empfehlen wir dringend Regenbekleidung. Dieses Highlight sollte auf keinen Fall verpasst werden.
30 km weiter auf der 1 liegt links schon von der Straße sichtbar der nächste tolle Wasserfall. Der Skogafoss. Er rauscht spektakulär die zerklüfteten Felsen herab. Vom Parkplatz (hier wieder ohne Gebühr) konnten wir bequem nach vorne zum spektakulären Kessel gehen. Im Sonnenlicht erschien immer wieder ein toller doppelter Regenbogen vor dem Fall. Wer will kann rechts neben dem Wasserfall unzählige Treppen steil nach oben zu einer Aussichtsplattform aufsteigen. Wir haben uns das gespart, da der Blick von unten in diesem Fall (für uns) wunderschön genug war.
Was wir nicht geschafft haben, aber für andere vielleicht eine Option sein könnte: Unweit vom Skogafoss, ebenfalls in der Ortschaft Skogar parkt man beim Freya Café (ist ausgeschildert) und nimmt von dort den etwa 20minütigen Weg entlang des Baches Kverna durch eine archaisch anmutenden Felslandschaft zum wunderschönen Wasserfall Kvernufoss. Auch bei diesem ist es möglich hinter dem Fall hindurchgehen.
Nur etwa 10 km weiter zweigt nach links die 221 ab und führt etwa 4 km zum leicht erreichbaren Gletscher Sólheimajökull (die Endung -jökull bedeutet immer Gletscher). Vom gebührenpflichtigen Parkplatz (1000 ISK) führt ein breiter Weg etwa 800 m am Gletschersee entlang bis zum Eis. Wir blieben oben am Ende des Weges beim Aussichtspunkt und genossen die Blicke auf den Gletscher. Man kann von dort auch noch weiter bis hinunter zum Wasser und bis ganz nach vorne zum Eis gehen. Die entsprechenden Gefahren werden auf Schildern deutlich gemacht. Das scheint viele Besucher nicht zu kümmern. Am Parkplatz ist auch ein großes Gebäude eines Tour Veranstalters, Basecamp genannt. Dort können Gletscherbegehungen oder Kajaktouren auf dem Gletschersee gebucht werden. Der stetig steigende Touristenstrom wird hier am Parkplatz negativ deutlich. Es waren gerade Bauarbeiten im Gange, die den gesamten großen Schotterparkplatz teerten. Völlig unnötig aus unserer Sicht.
Rechts neben der 1 hatten wir schon am Vortag einen größeren Parkplatz entdeckt, den wir nicht richtig einordnen konnten. Heute ging uns ein Licht auf, als wir den großen 4WD Supersize-Bus dort stehen sahen. Der bringt das zahlende Klientel über die öde Fläche des Sólheimasandur hinaus zum Strand, wo ein altes Flugzeugwrack der US Navy angeschaut werden kann. Dieses musste 1973 dort notlanden. Also ganz ehrlich, dafür wollten wir kein Geld aufwenden.
Es war schon spät geworden, aber wir wollten unbedingt noch den Vogelfelsen Dyrhóaley besuchen. Der schließt um 19:00 Uhr seine Zugangsschranke und wir fuhren ungefähr um 18:40 Uhr noch hinein, nicht ohne von einem netten Mitarbeiter an der Schranke auf die Schließung aufmerksam gemacht worden zu sein. Oben gibt es zwei Parkplätze. Wir wählten heute den Weg geradeaus und konnten von dort tolle Blicke in Richtung Vík und den im Meer stehend Felsnadeln von Reynisdrangur erhaschen. Ein anderer Besucher erzählte uns Puffins (Papageientaucher) im Meer gesehen zu haben. Wir konnten keine entdecken. Die Abendsonne tauchte alles in ein tolles Licht, so dass es sich auf jeden Fall gelohnt hatte heute noch hochgefahren zu sein. Kurze Zeit später kamen wir wieder in unserem Cottage an und warfen dem Hofhund ein paar Steine.