Höfn bis Seydisfjördur


Samstag, 18.05.2024

Heute verließen wir Südisland Richtung Osten und genossen die Panoramastraße über Höfn und bis Djúpivogur. Die Strecke ist atemberaubend schön und wir kamen nicht um etliche Fotostopps herum. Das Aus- und Einsteigen aus/ins Auto nervte schon fast, lohnte sich aber immer. Wir bogen letztlich von der 1 rechts nach Djúpivogur ab, wo wir auftankten und dann an der T-Kreuzung rechts zum kleinen Hafen fuhren. Da gibt es neben einer öffentlichen Toilette die ältesten Gebäude, unter anderem den Langabud, in dem ein Heimat- und Kunstmuseum untergebracht sind.

Auf der Weiterfahrt über die 1 fährt man unter dem kegelförmigen Berg Búlandstindur vorbei, einem der schönsten Berge Islands.


Jetzt waren wir endgültig im Osten Islands angekommen und fuhren in der Folge an den Ostfjorden entlang oder hinein. Der erste ist der Reydarfjördur, an dem die 1 direkt entlangführt. Der eine oder andere schöne Ausblick genügt hier auf der Westseite. An der Ostseite entlang zweigt der Eskijfjördur vom Reydarfjördur ab und bietet einen tollen Ausblick unter anderem auf den mächtigen Hólmantindur (985m). Anschließend führt die 1 durch einen 6 km langen Tunnel und einen Pass. Wir erreichten hier die Zone in der noch große Schneereste des Winters lagen. Gleich danach zweigt eine Schotterpiste auf die 935 ab. Wir sind diese nicht gefahren, wollen sie aber hier doch erwähnen. Die Passstraße ist oft bis in den Mai hinein gesperrt. Wenn aber offen, dann bietet sie etliche schöne Wasserfälle bei der Fahrt zum Mjóifjördur Fjord. Dort liegt ein rostendes Landungsboot der US Navy und ganz am Ende der 953 (15 km) stehen zwei Leuchttürme.


Wir fuhren an der Abfahrt vorbei bis Egilsstadir, wo wir im Netto Diskounter einkauften (es gibt noch einen Bónus gleich in der Nähe). Danach ein paar Meter zurück zum Abzweig Richtung unseres heutigen Ziels Seydisfjördur über den Pass auf der 93. Bei gutem Wetter ist die Fahrt ein Vergnügen. Der Fluss Fjardará bietet auf der Abfahrt hinunter einige schöne Wasserfälle. Im Ort stehen etliche bunte Häuser, heute meist Ateliers von Künstlern. Die Regenbogenstraße mit der blauen Bláa Kirkjan ist ein beliebtes Fotomotiv. Ebenso die Kirche selbst mit dem Bergpanorama dahinter. Seydisfjördur ist Anlegestelle der Fähre Norröna, die aus dem dänischen Hirtshals regelmäßig zwischen den Färöer-Inseln und Island verkehrt. Wer also mit dem eigenen Wohnmobil oder Auto kommen will, landet hier an. Wir übernachteten im Hotel Aldan, welches drei Gebäude betreibt. Wir hatten Aldan – The Bank gebucht, ein altes Bankgebäude mit ganz tollen, rustikal eingerichteten und großen Zimmern. Da fühlten wir uns gleich wohl und genossen unsere isländische Brotzeit.


Sonntag, 19.05.2024

Der Wetterbericht sagte für heute tatsächlich Schneefall voraus. Und wir bekamen Schneefall. Für den heutigen Tag hatten wir mehrere Optionen. Aber egal wie, wir mussten über den Pass von Seydisfjördur nach Egilsstadir. Wir wollten unbedingt Puffins sehen und daher war klar, wir müssen auf der 94 etwa 70 km nach Norden bis Borgarfjördur und von dort noch ein wenig weiter bis zum kleinen Hafen Hafnarhólmi. Gleich neben dem Hafen mit ein paar fotogenen Booten liegt der Vogelfelsen. Dieser kann über Holztreppen und -planken bestiegen werden. Der Schneeregen konnte uns unter unseren Ponchos nicht viel anhaben und so trauten wir unseren Augen kaum, als wir vom weiter oben liegenden Parkplatz nur in die Nähe des Felsens gingen. Hunderte, wenn nicht Tausende Papageientaucher nisteten auf dem Felsen in ihren kleinen Höhlen unter den dicken Grasbüscheln. Und sie ließen sich in keinster Weise von den sie beobachtenden und fotografierenden Menschen stören. Wir kamen uns fast vor wie auf den Galapagos Inseln, wo die Blaufußtölpel nur einen Meter von uns entfernt auf dem Boden nisteten. Es gibt wohl kaum süßere Vögel als diese Puffins und wir verbrachten weit über eine Stunde hier oben. Gefühlte Millionen Fotos und Filme später konnten wir uns erst wieder lösen. Neben den Puffins darf man aber natürlich nicht die weiteren Vogelarten unerwähnt lassen. Verschiedene Möwenarten und die streng geschützte Eider-Ente nisten ebenfalls hier. Letztere haben wir aber nicht bewusst gesehen. Der Tourismus hat im Hafen eine für uns sehr negative Spur hinterlassen. Man hat hier einen hohen Betonbunker hin gebaut, der unter anderem ein Café beherbergt. Im Erdgeschoss sind Toiletten. Auf dem Dach eine Aussichtsterrasse. Übrigens waren wir ein wenig verunsichert von den Angaben in unserem Reiseführer. Darin steht, der Vogelberg sei von Anfang Mai bis Mitte Juni während der Brutzeit der Puffins gesperrt. Wir recherchierten im Internet und fanden nirgends eine Bestätigung. Daher sind wir auch hingefahren und es war nichts gesperrt.


Auch hierher mussten wir am Ende zum Borgarfjördur einen Pass überwinden. Der war aber nicht so hoch und der Schnee blieb nicht auf der Straße liegen. So war die Rückfahrt kein Problem. Bei schönerem Wetter hätten wir sicher noch den einen oder anderen Fotostopp eingelegt, denn die Buchten, die Berge und die Landschaft waren sehr schön. Bei Schneeregen relativiert sich das aber. An einer Stelle entdeckten wir eine Herde Rentiere, da mussten wir natürlich nochmal anhalten.

Als wir wieder am Abzweig zum Pass zum Seydisfjördur ankamen und begannen die Serpentinen nach oben zu fahren, schneite es stark. Durch den enormen Wind kam der Schnee waagerecht daher. An exponierten Stellen bildeten sich Schneeverwehungen. Eine schleichend vor uns fahrende „Pilotin“ fuhr ständig auf der linken Straßenseite. Anhalten zu müssen wäre fatal gewesen, denn ein erneutes Anfahren mit unseren recht abgefahrenen Sommerreifen eher ausgeschlossen. Da hätte auch das 4WD nichts mehr geholfen. Zum Glück machte sie endlich Platz und wir konnten vorbeiziehen. An mehreren Stellen erwarteten uns noch weitere Schneeverwehungen, aber mit Schwung kamen wir gut durch. In der Unterkunft setzten wir uns in unserem kuschelig warmen Zimmer vor die großen Fenster und sahen dem gruseligen Wetter zu. In Gedanken immer noch bei den Puffins, die uns an einen der schönsten Orte brachten. Von uns ein absolutes MustDo für den zwar langen aber sehr lohnenswerten Abstecher.


Montag, 20.05.2024

Es hatte die ganze Nacht weiter geschneit. Unten am Fjord blieb nur sehr wenig liegen, aber oben auf der Ebene am Pass war es offensichtlich umso mehr. Zuerst spazierten wir noch ein wenig durch den kleinen Ortskern und machten ein paar Fotos und Filme. Die alten bunten Holzhäuser in Seydisfjördur sind sehr fotogen. In den meisten haben Künstler ihre Ateliers. Die kleine Regenbogenstraße Nordurgata mit Blick direkt auf die hellblaue Bláa Kirkjan ist der Hauptanziehungspunkt. Natürlich fuhren wir auch noch zum Fährterminal der Smyrril Line, wo auch die Autofähre aus Hirtshals und den Färöer-Inseln ankommt.

Dann verließen wir Seydisfjördur und hielten kurze Zeit später an der Haltebucht zum Gufufoss, einen von vielen Wasserfällen entlang der Passstrecke. Weitere heißen Gljúfurfoss, Múlafoss und Udafoss. Zu beachten ist, dass es nicht überall eine Beschilderung gibt und man die Wasserfälle auf dem Hinweg nicht sehen kann. Auf dem Rückweg allerdings viele. Wie auch immer, uns reichte bei dichter Wolkendecke und schlechtem Licht der eine Stopp. Von der Haltebucht sind es nur wenige Meter nach vorne, um den kompletten Blick auf den Wasserfall zu haben. Auf der Weiterfahrt konnten wir sehen, dass gestern noch viel Schnee verweht wurde. Ein Dacia Duster stand augenscheinlich unbeschadet im Graben und ein Happy Camper Kastenwagen wurde offensichtlich in die steile Böschung gezogen. Dass er bei der Schräglage nicht umkippte wunderte uns.