Golden Circle


Samstag, 11.05.2024

 

Manche mögen uns für verrückt halten, aber wir entschlossen uns schon am Vorabend dafür, die für heute eingeplante Besichtigung von Reykjavik abzublasen. Wir sind halt doch eher Naturkinder und ließen die Stadt für das Ende der Tour noch offen.

Wie auch immer, wir konnten wieder gemütlich aufstehen und uns das Frühstück im „Lighthouse Inn“ schmecken lassen. Als wir alles gepackt und in den Renegade geschafft hatten, fuhren wir die wenigen Meter vor zu den beiden Leuchttürmen, dem alten mit den roten Streifen vorne am Wasser, und dem höheren neuen Leuchtturm vor dem Gebäude mit einem Museum und dem historischen Fischerboot Hólmsteinn GK 20.

Anschließend fuhren wir nach Keflavik um einzukaufen und zu tanken. Wir gingen erst in einen Bónus Supermarkt, der aber kleiner und weniger gut sortiert war als wir erwartet hätten. Denn in Google Maps wurde er angepriesen als „Travellers Paradise“. Deshalb gingen wir nach dem Auftanken an einer „Orkan-Tankstelle“, das sind die pinken, noch in den Krónan Discounter gleich daneben. Der deklariert zwar als Discounter, war aber aus unserer Sicht top in der Auswahl. Dort kauften wir noch ein paar Dinge die wir im Bónus nicht bekamen. Das war wichtig, da wir die nächsten drei Nächte in einem Cottage mit eigener kompletter Küche verbringen würden.


Unsere Fahrt ging auf der 41 in Richtung Reykjavik, der wir auch in Hafnarfjördur folgten. Dann nahmen wir die Abfahrt auf die 413, um auf dieser zur 1 zu queren. Der sogenannten Ringstraße folgten wir dann nach Süden bis Selfoss. Kurz vor Selfoss zweigt die 35 nach Nordosten ab. Nach knappen 20 km liegt auf der rechten Straßenseite der Parkplatz zum Kerid Krater. Ein malerischer, zu Fuß erreichbarer See ruht in einem vor etwa 4000 Jahren entstandenen Krater. Wir umrundeten den Kraterrand für unterschiedliche Perspektiven. Auf Treppen kann man auch hinab zum See spazieren, was wir aber ausließen. Der Eintritt kostete uns pro Person 500,- ISK (noch vor kurzem waren es laut hochaktuellem Reiseführer 400,- ISK gewesen). Für sein Geld bekommt man noch nicht einmal eine Toilette angeboten, das ist schwach. Ansonsten aber ist der kleine Krater durchaus sehenswert und einen Stopp Wert. Wir hatten bedeckten Himmel, so dass die Farben des Sees nicht ganz so hervorstachen wie wahrscheinlich bei Sonnenschein. Gleiches galt für das farbenfrohe Gestein der Kraterwände.

Auf der Weiterfahrt liegt wenig später die kleine weiße Kirche Stóra-Borg gleich neben der Straße. Kein Muss, aber auch nicht mehr als ein kurzer Stopp.

Kurz vor der kleinen Ortschaft Reykholt, direkt an der 35, liegt unsere Unterkunft für die nächsten drei Nächte, das Blackwood Cottage. Es war nicht leicht zu finden. Das Navi kannte die Anschrift gar nicht. Aber Dank Google Maps fanden wir das alleinstehende kleine Cottage mitten auf der Wiese. Und wir waren begeistert von unserer Unterkunft für die nächsten drei Nächte.


Sonntag, 12.05.2024

Heute begaben wir uns auf den nächsten Teil des sogenannten „Golden Circle“. Diese Tour wird von verschiedenen Reiseveranstaltern aus Reykjavik angeboten. Auch dort ist die erste Station der Kerid Krater, den wir gestern schon besichtigt hatten. Wir fügten dem Programm der Reiseveranstalter heute noch einen weiteren Punkt hinzu, den Faxifoss Wasserfall. Die Endung -foss bedeutet auf isländisch immer „Wasserfall“ und es gibt davon nur sehr wenige die nicht so enden. Wir fuhren die wenigen Kilometer bis zum Faxifoss und waren gleich mal überrascht von der Schranke vor dem Parkplatz und dem Kassenhäuschen daneben. Immerhin 700,- ISK kostete uns der Spaß, knappe 5,- Euro. Zumindest aber hier pro Auto und nicht wie beim Kerid Krater pro Person. Wir hatten natürlich gelesen, dass auf Grund des Touristenbooms der letzten Jahre inzwischen an vielen Stellen Eintritt verlangt wird, aber bei einem vergleichsweise kleinen Wasserfall hatten wir es nicht erwartet. Wie auch immer, man hat kaum eine Alternative als die kostenpflichtigen Sehenswürdigkeiten auszulassen. Das will natürlich auch niemand. Dafür fuhren wir aber auch bis ganz hinunter zum unteren Parkplatz. Dort warteten wir den gerade niederprasselnden Regenschauer ab und gingen als der vorbei war hinunter zum unterhalb des Wasserfalls gelegenen Strandabschnitt. Uns gefiel der Faxifoss sehr gut, wie er aus einem ruhigen Flüsschen über die Kaskade hinunterstürzte. Links neben dem Wasserfall ist eine Fischtreppe, so dass der Wasserfall von den Tieren auch nach oben überwunden werden kann. Zurück und an den oberen Rand des Wasserfalls führt ebenso ein kleiner Weg. Aus unserer Sicht ein durchaus lohnenswerter Stopp.


Weiter fuhren wir auf der 35 bis zum nächsten Highlight Geysir. Rechts geht es direkt auf einen großen Parkplatz neben den Gebäuden, die in erster Linie Restaurants und einen Gift-Shop beherbergen. Auf der anderen Straßenseite führt der Weg ins Geothermalgebiet. Wer hat bis hierhin aufgepasst? Richtig: Wir mussten keinen Eintritt und keine Parkgebühr bezahlen! Seltsam. Na gut, dann spazierten wir die wenigen Meter zum Geysir Strokkur. Eigentlich war im Geothermalgebiet des Tales Haukadalur der Große Geysir die Attraktion, doch seit 2003 gilt er als inaktiv und ist seither nicht mehr ausgebrochen. Früher schleuderte er Fontänen bis zu 170m in die Höhe. Gleich daneben liegt aber der kleine Bruder Strokkur, der zuverlässig alle 4 bis 10 Minuten ausbricht. Die Fontänen sind dabei sehr unterschiedlich hoch. Es macht auf jeden Fall Sinn mehrere Ausbrüche abzuwarten, bis auch mal ein richtig hoher, bis zu 20m Höhe erreicht er (früher waren es auch 40m), zu sehen ist. Spannend war es für die Fotos und Filme zu versuchen die Ausbrüche vorherzusagen. Das Loch im Gestein blubbert immer wieder unterschiedlich und immer wieder denkt man, „jetzt ist es soweit“, ehe sich das Wasser doch wieder beruhigt. Ein untrügliches Zeichen kurz vor dem Ausbruch ist, wenn sich eine große Blase bildet und nur kurz darauf die Fontäne nach oben schießt. Ab und zu kam gleich danach noch ein kleinerer Ausbruch hinterher, so dass es sich lohnt die Kamera noch einige Sekunden an zu lassen.

Die Wege durch das Tal waren noch größtenteils gesperrt und überall waren Baustellen. Offensichtlich wurden für die Hauptsaison vieles erneuert. So auch der Weg, der auf einen Hügel zu einem Aussichtpunkt führt.


Zurück beim Parkplatz, im Restaurant gibt es eine saubere Toilette, machten wir uns auf den Weg zum absoluten Tageshighlight, den Gullfoss. Der über zwei Stufen herabstürzende Wasserfall gilt als einer der schönsten und gewaltigsten Wasserfälle Islands. Verschiedene Wege führen vom Besucherzentrum, natürlich auch hier mit Restaurant und Gift-Shop, zu den Aussichtspunkten. Und siehe da, auch hier mussten wir keinen Eintritt bezahlen. Also das verstanden wir irgendwie nicht. Beim vergleichsweise kleinen Kerid Krater und dem mehrheitlich links liegengelassenen Faxifoss zahlten wir und bei den Hauptattraktionen Geysir und Gullfoss nicht.

Wir gingen zunächst den oberen Weg nach links, um zunächst die Ausblicke von oben zu genießen. Schon von hier war der Gullfoss beeindruckend. Und hinzu kam endlich ein wenig Wetterglück, denn über den beiden Kaskaden waren am Horizont immer ein blauer Streifen und weiße Wolken zu sehen. Das machte die Besichtigung und die Qualität der Fotos und Video umso schöner. Zurück Richtung Besucherzentrum führt eine lange Treppe hinunter zum zweiten Parkplatz, der nur behinderten Menschen zugänglich ist. Von dort führt ein schmaler feuchter Weg oberhalb der zweiten Kaskade bis nach vorne zum ersten Fall. Durch die Gischt wurde es hier ein wenig feucht. Aber das hielt sich einigermaßen in Grenzen, vor allem wenn man entsprechende Regenkleidung dabeihatte. Auch von hier unten, oder gerade von hier unten, boten sich unfassbar tolle Ausblicke auf den Gullfoss. Vor allem die zweite Kaskade rauscht mit einer riesigen Wasserfontäne in die schmale Schlucht darunter. Das erinnerte uns an die Viktoria Falls in Zimbabwe/Sambia, nur in einer kleineren Fassung. Sehr beeindruckend. Ein kleines Stück weiter konnten wir über etwas glitschige Felsen bis zur Absperrung des oberen Wasserfalls hochgehen. Auch hier fesselte uns die Gewalt der Wassermassen, die nur einen Meter vor uns vorbeirauschten. Ein spektakuläres Naturschauspiel und ein absolutes Must für jeden Islandreisenden.

Zurück im Blackwood Cottage sichteten wir die fotografische und filmische Ausbeute des Tages und machten uns ein leckeres Abendessen in unserer Küche.


Montag, 13.05.2024

Heute schlossen wir den „Golden Circle“ für uns ab und besuchten als erstes den Pingvellir Nationalpark. Der ist nicht nur landschaftlich eine Augenweide, sondern für die Isländer auch kulturell sehr wichtig. Die Wikinger schufen hier im Jahr 930 n. Chr. das erste demokratische Parlament der Welt, das Alpingi. Die Landschaft im 40 km langen und 10 km breiten Grabenbruch mit seinen Spalten, Seen und Wasserfällen bietet eine grandiose Naturkulisse für das 2004 ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommene Gebiet. Entstanden ist der Grabenbruch und die Spalten durch das Auseinanderdriften der eurasischen und amerikanischen Kontinentalplatten. Sie driften mit einer Geschwindigkeit von 1-18mm pro Jahr auseinander. Rund um Pingvellir gibt es eine Reihe von Parkplätzen. Trotz zweier Reiseführer und dem Internet war es unserer Meinung nach etwas schwierig herauszufinden wo hier alles liegt. Nachdem wir den Bereich am Ende besucht hatten, stellten wir fest mit unserer Wahl des Parkplatzes absolut richtig gelegen zu haben. Wir empfehlen daher den P2 anzusteuern. Egal wo man jedoch parkt. Es werden 1000,- ISK fällig, die man an einem Automaten unter Angabe des Autokennzeichens zahlen muss. Vom P2 war es nur ein kurzes Stück zum tollen Wasserfall Öxarârfoss, der über die Felswand in die Schlucht stürzt. Hier waren dementsprechend viele Touristen unterwegs und es war gar nicht leicht der Wasserfall ohne einen posenden Menschen abzulichten. Vor allem als wir mit Stativ und Langzeitbelichtung versuchten den milchigen Effekt des Wassers zu bekommen. Letztlich war es gelungen.


Zurück gingen wir auf dem Hauptweg in Richtung der Allmanagja Schlucht, entlang derer man zum Lögberg, dem Gesetzesfelsen, gelangt. Ein Plankenweg führt dort vorbei (erkennbar an der isländischen Fahne). Hier versammelte sich das Alpingi (Parlament) einmal im Jahr um Gesetze zu verlesen. Die Schlucht führt bergauf zum Besucherzentrum. Dort oben hat man einen tollen Ausblick über den Grabenbruch mit seinen vielen Schluchten. Ein Stück zurück gingen wir über Treppen hinauf und auf der anderen Seite hinunter, um zur Pingvallakirkja zu gelangen. Die sieht man schon die ganze Zeit von oben, sollte sie aber durchaus auch aus der Nähe betrachten. Sie ist eine der ersten Kirchen Islands und steht malerisch in der Ebene. Von dort schlenderten wir die 800 m zurück zum P2. Erwähnenswert ist, dass der Wetterbericht dieses Mal falsch lag. Wir hatten immer wieder blauen Himmel und dadurch ein schönes Licht. Da wirkte die gesamte Landschaft gleich viel schöner und farbenfroher und es machte deutlich mehr Spaß den Ort zu besichtigen.


Wir machten uns auf den Rückweg und bogen vor Reykholt noch auf die 3 km lange Schotterstraße zum Brúarfoss ab. Am Parkplatz waren erneut 750,- ISK zu bezahlen, bevor wir die etwas 500m zum Wasserfall laufen konnten. Der liegt nun wirklich malerisch in der Landschaft. Eine Brücke überspannt den Fluss und man hat einen tollen Blick auf den Wasserfall. Der Fluss stürzt von beiden Seiten in eine mittig liegende Spalte und schießt dann über weitere Wellen aus dieser heraus. Wir haben den Brúarfoss eher zufällig in Google Maps entdeckt und möchten ihn jetzt nicht mehr missen. Wir waren überrascht wie viele andere Besucher ihn sich ansahen. Auf jeden Fall lohnenswert.

Zurück im Blackwood Cottage genossen wir den letzten Abend im „Golden Circle“, bevor wir am nächsten Tag zur Südküste fahren würden.