Mit meinem Freund Carsten machten ich mich auf den Weg nach München, um das letzte Konzert einer gefeierten und restlos ausverkauften Tournee von Seeed zu erleben. Zum insgesamt dritten Mal trat die Berliner Band um die Sänger Pierre Baigorry (alias Peter Fox) und Frank A. Dellé dabei in der Olympiahalle auf. Die 1998 gegründete Band erlebte am 31.Mai 2018 einen Schock, als der dritte Sänger Demba Nabé im Alter von nur 46 Jahren verstarb. Lange war unklar, ob die bis dahin 11-köpfige Band weitermachen würde. Man entschloss sich dazu und nach insgesamt siebenjähriger Wartezeit erschien am 04. Oktober 2019 ihre neue CD "Bam Bam" (wie wir im Konzert erfuhren Bääm Bääm auszusprechen und nicht etwa Bamm Bamm). Mit ihrer Mischung aus Reggae und Dancehall gelten Seeed vor allem Live als absolute Abräumer, was ich uneingeschränkt bestätigen kann. Außer den großen Hits wie "Augenbling" oder "Dickes B" kannte ich die Musik von Seeed nicht tiefer gehend. Um so gespannter war ich, denn die Vorschusslorbeeren für die Show waren immens.
Nachdem die Vorband von "Ricky Dietz" mäßig unterhalten konnte, spannten uns die Berliner etwas zu lange auf die Folter. Eine Pause von über 45 Minuten ist einfach zu lange, zumal die Bühne schon 20 Minuten nach Ricky Dietz umgebaut und bereit war. Gut, dass wir Sitzplätze hatten. Doch dann kamen sie. Und das gleich gewaltig. Von Beginn an wummerte der intensive Bass und die Percussion und dreiköpfige Bläserkombo ließen die Halle beben. Der Sound wurde nach kurzer Zeit sogar noch klarer und dadurch besser. Nur einen Kritikpunkt gab es und den sollte man nicht unerwähnt lassen. Die Stimmen der beiden Leadsänger waren deutlich zu leise und nicht gut ausgekegelt. So konnte man den Gesang und auch die Ansagen zwischen den Liedern kaum verstehen, da sie in der Musik untergingen. Schade, da haben die Leute am Mischpult ein wenig versagt, denn in der Olympiahalle haben wir das schon deutlichst besser erlebt.
Zwei Lieder hielt es zumindest einen Teil des Publikums noch auf ihren Sitzen, doch spätestens bei "Augenbling" ging die Post ab und hielt erst wieder, als das Konzert nach insgesamt 25 Liedern und 1:50 Stunden endete. Es war eine einzigartige Party aus Tanzen, Mitsingen, Schreien (bzw. bei den Mädels hinter uns Kreischen) und Schunkeln. Wir ließen uns ebenfalls mitreissen und waren begeistert von der Lockerheit, der guten Laune und dem Spaß den die Band ausstrahlte. Auch die Lightshow war klasse, so dass nicht nur die Ohren sondern auch die Augen "das volle Brett" abbekamen. Obwohl Seeed im Grunde nicht so ganz meine bevorzugte Musikrichtung spielen, war ich dennoch begeistert. Dass auch drei Songs von Peter Fox gespielt wurden, steigerte die Qualität zusätzlich. Und so kann ich mich auch richtig darauf freuen, die Berliner im August 2020 in ihrer Heimatstadt auf der Waldbühne erneut erleben zu dürfen. Dann ist auch Ulli wieder mit an Bord :-)
Setlist:
Ticket - Lass sie gehn - Wonderful Life (Cover) - Lass das Licht an - Augenbling - Molotov - Schwinger - Komm in mein Haus - Love & Courvoisier - G€ld - Waiting - Waterpumpee - Dancehall Caballeros - Sie is geladen - You & I - Schwarz zu Blau (Peter Fox) - Schüttel dein Speck (Peter Fox) - Same Jam - Miss Understanding/Alles neu (Peter Fox) - Music Monks - Ding - Seeeds Haus - Immer bei dir - Dickes B - Aufstehn